Caracas. (wak) Es ist wieder ein venezolanischer Oppositionspolitiker inhaftiert worden. Am Dienstag wurde Juan Requesens, zusammen mit seiner Schwester festgenommen. Die Schwester wurde Stunden später wieder freigelassen. Juan Requesens bleibt hingegen bis auf weiteres in Gewahrsam der Behörden. Er ist der dritte Abgeordnete der Asamblea Nacional, des venezolanischen Parlamentes, der von der Regierung festgenommen worden ist. Trotz der - theoretisch geltenden - Immunität, die die Abgeordneten auch in Venezuela dem Gesetz nach genießen.

Das Verbrechen Requesens’: Er soll einem José Monasterio Venegas bei der Einreise nach Venezuela geholfen haben. Das habe ihm der venezolanische Politiker (und Abgeordnete) Julio Borges, derzeit im Exil in Kolumbien, aufgetragen. Monasterio Venegas wiederum, ein pensionierter General, soll für den Lohn von 50 Millionen Dollar und einem Aufenthaltstitel in den USA als Attentäter auf den venezolanischen Präsidenten Maduro fungiert haben. Das Training in Sachen Drohnen ist Monasterio Venegas in Kolumbien zuteilgeworden. Finanziert wurde die Aktion von Auslandsvenezolanern in Florida.

Aber irgendwie sei auch der ehemalige kolumbianische Präsident und Friedensnobelpreisträger, Juan Manuel Santos, in der Verschwörung mit Tötungsabsichten verstrickt.

Attentäter mit Auszeichnungen

So weit die offizielle Version. Julio Borges, der Exil-Politiker, ist übrigens im vergangenen Jahr mit dem Sacharow-Menschenrechtspreis des Europäischen Parlaments ausgezeichnet worden. Die Vorwürfe Maduros, hinter dem Attentat zu stehen, nannte er auf Twitter eine Farce. Santos hatte die Vorwürfe ebenfalls schon als "absurd" zurückgewiesen.

Worum geht es? Eine Rede Maduros vor Militärangehörigen wurde durch eine Explosion gestört. Kurz danach brach die Fernsehübertragung ab. Später behauptete die Regierung, es habe sich um einen Bombenanschlag gehandelt. Zwei mit Sprengstoff beladene Drohnen wären in der Nähe der Kundgebung detoniert. Sieben Nationalgardisten wären zum Teil schwer verletzt worden. Maduro blieb unversehrt.

Doch an dieser offiziellen Version gibt es genügend Zweifel. Auf einem Foto sieht man etwa, wie Maduro von seinen Leibwächter abgeschirmt wird, aber die Militärs im Hintergrund ungerührt in Reih und Glied stehen bleiben - die Gefahr dürfte also nicht allzu unmittelbar gewesen sein. Auch die Version, dass einfach nur ein Gastank in einem umliegenden Gebäude explodierte, kursierte in der Hauptstadt Caracas. Allerdings existieren zumindest Aufnahmen von einer Drohne. Dass sie mit Sprengstoff geladen war, ist nur von der Regierung selbst diagnostiziert worden.

Das von der Opposition gehaltene, de facto entmachtete Parlament sprach sich am Dienstag zumindest für eine unabhängige Untersuchung der Drohnenexplosionen vom Samstag aus. Teile der Opposition gehen davon aus, dass das Attentat von der Regierung selbst inszeniert worden sein könnte, um die Repression gegen Kritiker zu verschärfen.

Während sich im Staatsfernsehen nun alles um Festnahmen und Auslieferungsansuchen dreht - Maduro erklärte, dass nicht einmal US-Präsident Donald Trump solche Attentäter beherbergen wolle -, spielt sich ein wahrhaftes Drama auf See ab.

Umfüllaktionen auf See

Venezuela, erdölreichstes Land der Welt, kommt mit der Produktion nicht mehr nach: Die Infrastruktur liegt brach und andererseits sind wichtige Raffinieren der staatlichen Ölfirma PDVSA in karibischen Inseln von der US-Ölfirma ConocoPhillips diesen Mai wegen einer Enteignung seitens Venezuelas im Jahr 2007 beschlagnahmt worden.

Nun berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, dass Venezuela Rohöl in kubanischen Gewässern in andere Tanker umfüllt, um so einer Beschlagnahmung durch die US-Behörden zu umgehen.