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Schwierige Mission für Moon

Von Klaus Huhold

Politik

Südkoreas Präsident trifft heute in Pjöngjang Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. | Moon will den Gipfel nutzen, um zwischen den USA und Nordkorea zu vermitteln.


Pjöngjang/Wien. Samsung, Hyundai oder LG - die Manager der großen, global agierenden südkoreanischen Unternehmen sind mit an Bord. Sie begleiten Präsident Moon Jae-in bei seiner Reise in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang. Dort wird dieser mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un zu einem Gipfel zusammentreffen.

Die Top-Manager können dabei höchstens vorfühlen, welche Geschäftschancen sie im Nachbarland in Zukunft haben werden. Nordkorea böte billige Arbeitskräfte für die Produktion und einen direkten Landzugang zu China. Doch noch sind zu strikte Sanktionen in Kraft, als dass an sichere Geschäfte auch nur zu denken wäre. Allerdings könnte allein schon die Anwesenheit der Manager ein Versprechen für Kim sein. Nämlich dahingehend, welche Investitionen sein unterentwickeltes, abgeschottetes Land erwarten könnten, wenn es sich dem Westen öffnet.

Annäherung USA-Nordkoreaist ins Stocken geraten

Dass Nordkoreas Machthaber die wirtschaftliche Entwicklung seines Landes als Priorität ansieht, hat er bereits klargemacht. Dafür wird das nuklear aufgerüstete Nordkorea aber abrüsten müssen. Nur dann sind die USA bereit, die Sanktionen zu lockern. Diese sind das größte Hindernis für Nordkorea, um wirtschaftlich voranzukommen - achten die USA doch mit Argusaugen darauf, dass niemand die Strafmaßnahmen unterläuft.

Kim, der im vergangenen Jahr den USA noch mit Vernichtung gedroht hatte, hatte sich im Frühling zu einer "Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel" bekannt - sowohl bei einem ersten Treffen mit Moon im April als auch bei seinem Gipfel mit Donald Trump im Juni. Doch erstens ist der Begriff vage, es ist nicht klar, wie sehr das in den Augen Nordkoreas auch einen Abzug der USA aus Südkorea beinhaltet. Und zweitens herrscht Uneinigkeit darüber, auf welchem Weg das erreicht werden soll.

Die Annäherung ist deshalb ins Stocken geraten. Die USA fordern, dass Nordkorea zuerst zumindest Teile seiner Atomwaffen vernichtet, bevor Washington über die Sanktionen verhandelt. Das Regime in Pjöngjang verweist darauf, dass es bereits ein Testgelände für Nuklearwaffen zerstört habe - niemand weiß aber genau, ob und wie sehr Nordkorea tatsächlich seine nukleare Aufrüstung zurückgefahren hat. Pjöngjang erwartet nun von der Gegenseite ein Entgegenkommen.

Zwischen diesen beiden Fronten steht Moon Jae-in, was für Südkoreas Präsidenten den Gipfel in Pjöngjang zu einer schwierigen Mission macht. Südkorea hat schon im Vorfeld gesagt, dass es sich vor allem als Vermittler zwischen Washington und Pjöngjang sieht - gleichzeitig ist die innerkoreanische Aussöhnung das große Projekt von Moons Präsidentschaft, und sie soll wohl auch sein historisches Erbe werden.

Moon hat angekündigt, dass die nukleare Abrüstung eines der Hauptthemen sein wird. Er wird versuchen, Nordkorea zu Konzessionen zu bewegen, die in den USA Wohlgefallen auslösen. Gleichzeitig wird Kim wohl erwarten, dass Moon etwas dafür anbietet - etwa eine Einstellung oder ein Zurückfahren der gemeinsamen Militärmanöver von den USA und Südkorea oder Schritte zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Doch all das kann Südkorea nur verwirklichen, wenn die USA einverstanden sind.