Wien. Die U-Kommission zum Wiener Krankenhaus Nord war am Freitag von einem gewissen Déjà-vu-Faktor geprägt: Denn am Programm stand die Befragung von Zeugen, die allesamt schon einmal vor dem Gremium ausgesagt hatten. Den Beginn machte der Ex-Chef des Krankenanstaltenverbunds (KAV), Wilhelm Marhold. Er beteuerte erneut, dass der Spitalsbau bis zu seinem Ausscheiden aus dem KAV am 12. Dezember 2013 noch voll im Zeit- und Kostenrahmen gewesen sei, und ortete Schwäche bei seinen Nachfolgern. Die begleitende Kontrolle habe regelmäßig über Risiken und Abweichungen informiert, auf diese sei in seiner Zeit prompt reagiert worden, sagte Marhold in der Untersuchungskommission. Das sei ihm auch wichtig gewesen, "denn jeder Häuslbauer weiß, dass man dahinter sein muss".

Probleme bezüglich Zeit- und Kostenrahmen seien erst nach seinem Ausscheiden aufgetreten. So habe die Stadt 2014 die Bauherrenrolle gestärkt, "als klar war, dass Janßen und Balazs zu schwach waren". Gemeint sind damit Marholds Nachfolger als Generaldirektor, Udo Janßen, sowie dessen Stellvertreter Thomas Balazs. Marhold räumte allerdings ein, dass zu jener Zeit das Großprojekt bereits mit der Pleite der Fassadenfirma konfrontiert war und "das Werkl" somit gestanden sei. Soweit ihm berichtet worden sei, habe Maximilian Koblmüller aber geraten, die Fassadenteile zu kaufen und somit der Firma zu ermöglichen weiterzubauen. Dies sei aber nicht geschehen. Koblmüller war unter Marhold als Vize-Generaldirektor für das KH Nord verantwortlich.

Auch die damalige Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ), in deren Amtszeit das Bauprojekt aus dem Ruder gelaufen war, verteidigte am Freitag ihr Vorgehen. "Ich würde es heute genauso wieder machen", betonte sie nicht nur einmal. Wehsely sah auch keine Verfehlungen in Sachen Personalentscheidungen. Dass sie Koblmüller nicht verlängert habe, erkläre sich aus dem Umstand, dass es KAV-intern seitens der Gewerkschaft und Personalvertretung erheblichen Widerstand gegeben habe. "Ich habe Koblmüller sehr geschätzt", aber es sei ihr signalisiert worden, "dass man beim Spitalskonzept 2030 nur mitgeht, wenn Koblmüller nicht verlängert wird".

Nicht gelten lassen wollte Wehsely außerdem erneut die Behauptung, unter Marholds Ägide sei alles in Ordnung gewesen. Die Probleme mit der Statik hätten sich etwa schon 2012 gezeigt. Wenig überzeugt von Marholds Ausführungen war auch ÖVP Wien Fraktionsführerin Ingrid Korosec. Die begleitende Kontrolle habe seit 2010 vor massiven Problemen gewarnt. "Wieso das operative Management nicht auf Warnungen der Kontrollorgane reagiert hat, ist weiterhin völlig unverständlich und unentschuldbar", so Ingrid Korosec.

Die U-Kommission befindet sich ein dreiviertel Jahr nach ihrer Konstituierung inzwischen in der Zielgeraden. Nur noch ein Termin mit Zeugenbefragungen ist ausständig: Am kommenden Dienstag, 9. April, muss sich die derzeitige KAV-Generaldirektorin, Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, den Mitgliedern stellen. Danach stehen nur noch die Präsentationen der Schlussberichte am Programm.