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"Rettungsprogramm für Kinder"

Von Karl Ettinger

Politik
Mehr Psychologen sollen helfen, fordert die Lehrergewerkschaft nach den Vorfällen an der HTL.
© zinkevych/AdobeStock

Nach Vorfall in HTL-Ottakring verlangt Gewerkschaft Unterstützungspersonal für Schulen.


Wien. In der HTL in Ottakring sind Schüler sauer, dass ihre Schule nach dem Vorfall mit Handgreiflichkeiten und Spucken zwischen Lehrer und Schülern österreichweit von manchen Medien als Brennpunkt von Gewalttätigkeiten hingestellt wird. Man fühle sich "gemobbt" war am Dienstag im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" zu hören. Denn, so versichert Alex, der im Vorjahr hier maturiert hat, es gehe keineswegs schlimmer zu. "Nicht anders wie in anderen Schulen", beteuert er: "Mir hat die Schule gefallen."

Allerdings kommt vom Vorsitzenden der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer, Paul Kimberger, jetzt im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" ein lauter Alarmschrei. Schon 2008 habe die Gewerkschaft nach einer internationalen Vergleichsstudie mehr Unterstützungspersonal für Schulen und Lehrer gefordert: "Da hat sich überhaupt nichts geändert", beklagt er.

Sozialarbeiter, Verwaltung: 13.500 Kräfte fehlen

Umgerechnet auf den Durchschnitt der OECD-Industriestaaten fehlten in Österreich 13.500 Unterstützungskräfte. Das reicht von Psychologen über Sozialarbeiter bis zu Dienstkräften für die Administration. Gemessen an den Spitzenreitern in Skandinavien seien es sogar 23.500 Personen.

Im Juni dieses Jahres werde dazu eine neue Studie vorgelegt: "Das wird ein Knüller." Denn es würden wieder die gleichen Ergebnisse herauskommen. Für den Lehrergewerkschaftschef steht fest: "Ich glaube, dass Österreich keine Alternative hat, als wirklich ein etabliertes Unterstützungs- und Supportpersonal zu implementieren."

Kimberger versteht nicht, warum nicht mehr getan wird: "Es geht auf Kosten unserer Kinder. Es gibt zwar Rettungspakete für unsere Banken. Ich denke, dass wir ein dementsprechendes Rettungsprogramm brauchen, wenn es um unsere Kinder geht."

Er betont, dass sich laut Rechnungshof der Einsatz von Psychologen, Sozialarbeitern bis zu Verwaltungspersonal langfristig rechne. Es gehe auch nicht mehr um Wien als Brennpunkt, und andere Ballungsräume wie Linz, Graz oder Innsbruck, sondern auch um Schulen in Bezirksstädten. In Wien hat die ÖVP ein Maßnahmenpaket verlangt, um Konflikte an Schulen möglichst zu verhindern. Dazu zählt eine unabhängige Beratungsstelle für Pädagogen. Prävention solle mit der Polizei umgesetzt werden.

Die Mitglieder der von Wiens Bildungsdirektion Heinrich Himmer angekündigten Untersuchungskommission zum Vorfall in der HTL, die innerhalb von ein bis zwei Wochen Ergebnisse liefern soll, stehen jetzt fest. Der involvierte Lehrer hatte nur einen befristeten Ein-Jahresvertrag. Schon vor dem Wirbel sei festgestanden, dass dessen Vertrag laut dem Direktor der HTL aus pädagogischen Gründen, wie es in der Bildungsdirektion heißt, nicht verlängert worden wäre.