Wien. Mehr als zehn Monate nachdem die Stadtregierung eine neue Marktordnung eingeführt hat, sind die Meinungen weiterhin gespalten. Die neue Regelung warf im Herbst schon im Vorfeld und auch nach der Einführung einige Debatten auf. Der Grund dafür waren hauptsächlich die neuen Kernöffnungszeiten von 15 bis 18 Uhr unter der Woche und von 8 bis 12 Uhr am Samstag, die die Marktstandler nun verpflichtend einhalten sollten. Einige Betreiber, fürchteten um ihre Existenz. Mittlerweile ist die Debatte über zehn Monate her. Die "Wiener Zeitung" hat sich auf den Märkten umgehört.

Am Brunnenmarkt, dem frequenzstärksten Markt Wiens, geht es momentan eher ruhig zu. "In der Urlaubszeit ist immer wenig los.", so Standbetreiber Azmi. Die Marktordnung hat für Azmi eigentlich nichts verändert. Er und die meisten anderen Lebensmittelstände hätten bereits vor der neuen Regelung immer von 6 bis 18 geöffnet gehabt. Verbessert habe sich allerdings auch nichts. "Das Jahr war eigentlich eher schwach", so Azmi.
Ortswechsel nach Währing. Der Kutschkermarkt im 18. Bezirk gehört zu den kleineren Märkten Wiens. Dass es nun verpflichtende Öffnungszeiten für den Markt gibt, ist für einige Marktstandler nicht so erfreulich, erzählt Emil. Er betreibt seit sieben Jahren einen Obst- und Gemüsestand auf dem Kutschkermarkt. Im Sommer hat Emil kein Problem, da er sowieso von 6 bis 18 geöffnet hat. Aber im Winter ist es schwierig die Kernöffnungszeiten einzuhalten. "Das Marktgeschäft ist ein wetterabhängiges Geschäft. Wenn es regnet oder stürmt und man dann trotzdem bis 18 offen haben muss, ist das eine Zeitverschwendung", erklärt der Besitzer.
Nicht alle Märkte sind gleich
Im Winter gab es sogar finanzielle Konsequenzen für den Marktbetreiber. "Da musste ich eine Strafe zahlen, weil ich um 17:58 Uhr zugesperrt habe. Es hat gestürmt und deshalb haben wir schon früher alles abgebaut und dann um kurz vor 6 Uhr zugemacht." Dass die Marktordnung für die Kunden mehr bringe, glaubt er nicht. Man könne gar nicht sagen, um welche Uhrzeit, die meiste Frequenz ist, da das Geschäft von Tag zu Tag anders läuft.
Christian Pöhl besitzt einen Feinkostladen am Naschmarkt, ist Vorsitzender des Vereins "Zukunft Wiener Märkte" und vertritt 13 Wiener Märkte und mehr als 100 Standler. Er ist ebenfalls wenig begeistert von der neuen Marktordnung. "Das Problem ist, dass man nicht alle Märkte über einen Kamm scheren kann. Man muss die auf die individuellen Bedürfnisse der Märkte eingehen", so Pöhl. Gerade jetzt ist es laut Pöhl für viele kleinere Märkte schwierig. "In der Urlaubszeit bei 35 Grad von Dienstag bis Freitag offen zu haben, ist für viele Standbetreiber geschäftsschädigend. Bei der Hitze gehen die Leute halt lieber ins Gänsehäufel, als auf den Markt einkaufen".