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Die Medizin und das Geld

Politik

Politik, Wirtschaft, Ärzte wollen Wiens Gesundheitswirtschaft stärken.


Ein funktionierendes Gesundheitswesen ist essenziell für die Gesellschaft. Es garantiert ein flächendeckendes Netz an Hausärzten, Krankenhäusern, Seniorenheimen, Apotheken, Rehazentren, Röntgeninstituten. Ist jemand krank, wird ihm schnell und kompetent geholfen. Die Kosten trägt die Allgemeinheit. Das Gesundheitssystem soll für die Menschen da sein, für den Patienten. Alles ist auf sein Wohlergehen ausgerichtet.

Doch die Versorgung der Bürger mit medizinischer Infrastruktur hat auch andere gesellschaftsrelevante Nebeneffekte. Sie ist ein nicht unwesentlicher Wirtschaftsfaktor. Laut Statistik Austria betrugen die privaten und öffentlichen Ausgaben für Gesundheit im Jahr 2018 in Österreich etwas mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Jeder zehnte Euro wurde also in den Gesundheitsbereich investiert. Tendenz steigend. Der Wirtschaftssektor Gesundheit schafft immer mehr Jobs. Er setzt immer mehr Geld um. Auch in Wien.

Hier generieren derzeit 500 private Unternehmen mit insgesamt rund 23.000 Beschäftigte 12 Milliarden Euro im Jahr - von Pharmariesen wie Boehringer-Ingelheim mit seinem Standort im 12. Bezirk über Prothesenhersteller hin bis zu kleinen Start-ups. Die entwickeln Apps, die Hautkrankheiten via Smartphone erkennen, programmieren Analyse-Software für Radiologen, entwickeln Materialien, die Sehnen ersetzen sollen.

113 Start-ups in fünf Jahren

"Vor allem die lebendige Start-up- Szene in Wien zeigt die Potenziale des Wirtschaftssektors Gesundheit", sagt Walter Ruck. "In den vergangenen fünf Jahren wurden in Wien 113 Start-ups gegründet." Der Präsident der Wiener Wirtschaftskammer hat am Montag zu einer Pressekonferenz geladen. Gemeinsam mit der Stadt Wien, der Industriellenvereinigung Wien, der Wiener Ärztekammer und dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger wurde der sogenannte "Round Table Innovative Gesundheitswirtschaft" initiiert - mit dem bescheidenen Ziel, "Wien zur Metropole der Gesundheitswirtschaft zu machen."

Wirtschafts- und Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) nennt drei konkrete Projekte, "um Innovationen voranzutreiben." So soll eine eigene Zulassungsstelle für Medizinprodukte geschaffen werden. Außerdem will die Stadt 1000 Quadartmeter Laborflächen nach Co-Working-Prinzip in St. Marx zur Verfügung stellen. Die Stadt denke auch an die Errichtung eines Technologiezentrums in der Größenordnung von 8.000 Quadratmetern und Investitionen von rund 30 Millionen Euro. Verfügbar soll es in fünf Jahren sein. Der Standort ist noch offen. Die Wiener Wirtschaftskammer selbst versucht mit den sogenannten "Life Science Investment Days", internationale Investoren mit Wiener Start-ups zu vernetzen.

Der Präsident der Ärztekammer Wien, Thomas Szekeres, freut sich über den Schulterschluss zwischen Wirtschaft, Politik und Ärzteschaft. "Wir stellen unsere medizinische Erfahrung gerne bereit. Sei es als Impulsgeber für Unternehmer, sei es für die Weiterentwicklung des Wiener Gesundheitswesens", sagt er. Schließlich geht es in erster Linie um den Patienten. Erst in zweiter um Geld.(wint)