David Ellensohn, Klubchef der Wiener Grünen, glaubt, die Antwort auf die Frage gefunden zu haben, warum Wohnen in Wien immer teurer wird. Zumindest was den Altbaubestand am privaten Wohnungsmarkt betrifft, glaubt Ellensohn negative Entwicklungen ausfindig gemacht zu haben.
Immer öfter komme es nämlich vor, dass Immobilienfirmen Altbauobjekte kaufen und kurze Zeit später wieder gewinnbringend weiter verkaufen. Künftig soll das so nicht mehr möglich sein. "Wir treten für ein Spekulationsverbot für die Dauer von 15 Jahren bei Altbauten ein", so Ellensohn bei einer Pressekonferenz.

Geht es nach den Grünen, sollen Immobilienfirmen nur dann Altbauten, in der Regel klassische Gründerzeithäuser, weiterverkaufen dürfen, wenn das Gebäude generalsaniert oder zumindest das Dachgeschoß ausgebaut wurde. "Gold hat einen Marktwert", so Ellensohn. Niemand könne, wenn er Gold verkauft, irgendwelche Fantasiepreise dafür verlangen. Bei Altbauwohnungen am privaten Wohnungsmarkt würde aber genau das geschehen.
Wohnraum wird knapper
Das würde die Situation am ohnehin schon schwierigen Wiener Wohnungsmarkt zusätzlich verschärfen. "Leistbarer Wohnraum wird immer knapper", sagt Ellensohn. Wer über Zwischenhändler ein Gebäude weit über dem Marktpreis erwerbe, würde auch die zukünftigen Mietpreise entsprechend gestalten. In Berlin wäre die Situation mittlerweile vollends außer Kontrolle geraten. Man könne sich nur noch mit Enteignungen zur Wehr setzen, so Ellensohn: "So weit werden wir es in Wien nicht kommen lassen."
Seit kurzem sammelt und dokumentiert man deshalb im Grünen Rathausklub Informationen über großteils leer stehende Altbauten, die häufig und mit erheblichem Gewinn ihre Eigentümer wechseln. Mehr als 30 Objekte hätte man bisher zusammengetragen, darunter eines im 9. Bezirk, Kolingasse: 2013 um 10,6 Millionen Euro gekauft, 2015 um 21 Millionen Euro verkauft. Oder ein Altbau auf der Favoritenstraße: 2015 um drei Millionen Euro gekauft, 2016 um 4,5 Millionen Euro wieder verkauft.
In nahezu allen von Ellensohn aufgezeigten Fällen wurden von den Kurzzeiteigentümern kaum Investitionen getätigt. Ganz im Gegenteil: Oftmals verschlechtere sich der Zustand der Immobilie deutlich. "Langjährige Mieterinnen und Mieter mit günstigen Verträgen werden, nicht zuletzt aufgrund der desolaten Infrastruktur, aus ihren Wohnungen gedrängt. Ein leer stehendes Haus ist natürlich gleich noch einmal so viel wert", sagt Ellensohn.
Die Grünen fordern deshalb hohe Steuern auf die Spekulationsgewinne aus Verkäufen. Die Einnahmen, die der öffentlichen Hand daraus erwachsen würden, könnte man in den geförderten Wohnbau investieren, so der Wiener Grünen-Klubchef.
Gaál gesprächsbereit
Im Büro von Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) zeigt man sich grundsätzlich gesprächsbereit dazu, weist aber den Städtevergleich mit Berlin vehement zurück: "Die Situation in Wien ist eine völlig andere. Auch haben wir durch die neue Wiener Bauordnung, in der der Abriss von Gründerzeitbauten strikt reglementiert ist, einen wichtigen Schritt gegen Spekulation gesetzt", so Gaáls Sprecherin. Insgesamt gäbe es in Wien rund 24.000 Gebäude, die vor 1945 errichtet wurden. Jetzt läge es an der türkis-grünen Bundesregierung, wirksame Antispekulationsmaßnahmen im Immobilienbereich auszugestalten, respektive zu verschärfen. Umsetzen könne das nur die Bundesebene, heißt es aus dem Büro der Stadträtin.