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"Wien weiß, was es an mir hat"

Von Sonja Gerstl

Politik

Heinz-Christian Strache ist wieder da. Von Wien aus plant er sein Comeback in die Bundespolitik.


Karl Baron, bis Freitagvormittag noch Parteiobmann von DAÖ (Die Allianz für Österreich), sah man die Rührung an. Mit einem "echten Rennfahrer-Lenkrad" in der rechten Hand wandte er sich an Heinz-Christian Strache: "Lieber HC, bitte übernimm Du das Steuer für die Zukunft!" Strache ließ sich nicht lange bitten, ergriff mit der linken Hand die andere Hälfte, zuversichtliches Lächeln, Blitzlichtgewitter.

HC Strache ist wieder zurück. Eine, wie er selbst sagt, "Marke, die wir alle schon vermisst haben". Dass sein nunmehr amtliches Comeback ausgerechnet in den Wiener Sophiensälen stattfindet, sei kein Zufall: "Hier in Wien-Landstraße wurde ich geboren, hier wuchs ich auf, hier setzte ich die ersten Schritte für meine erfolgreiche Politkarriere", sagt er. Mit der neuen sozialen Heimat- und Bürgerbewegung mit dem etwas sperrigen Namen "Team HC Strache Allianz für Österreich" werde ein neues Kapitel in der politischen Landschaft Österreichs aufgeschlagen. Von Wien aus wolle man das Feld aufrollen, die Wien-Wahl als "Mutter aller Schlachten" sei erst der Anfang, meint Strache, der bereits in seiner Antrittsrede als neuer Parteiobmann keinerlei Zweifel darüber aufkommen lässt, wohin es ihn in Wahrheit zieht: nämlich zurück in die Bundespolitik. "Die Wien-Wahl wird die erste Wahlbewegung sein, in die wir gehen. Sie wird das Fundament für unsere österreichweite Bewegung bilden."

Laut Umfrage zwischen 3 und 4 Prozent

Dass die neue Bewegung Straches in Wien derzeit laut Umfragen zwischen drei und vier Prozent dümpelt, kratzt ihn wenig: "Das einzige Umfrageergebnis, das für mich zählt, ist das Wahlergebnis", sagt er. Man wolle "als politisches Start-up" mindestens zweistellig werden, vor allem aber wolle und werde man die rot-grüne Regierung in Wien stürzen. Für seine freiheitliche Konkurrenz, Vizebürgermeister und nicht amtsführender Stadtrat von Wien, Dominik Nepp, findet er klare Worte: "Das Original bin ich, er bleibt halt nur eine Kopie. Den kennt ja niemand. Der sitzt nur deshalb dort, wo er jetzt sitzt, weil ich die Wahl für ihn gewonnen habe. Ich war der Wiener Bürgermeisterkandidat der FPÖ. Die Wienerinnen und Wiener wissen, was sie an mir haben."

Tatsächlich ist es Straches viertes Antreten um den Wiener Bürgermeistersessel. Ob er bis dahin als politischer Mandatar in den Gemeinderat einziehen werde (DAÖ ist dort mit drei Sitzen vertreten)? "Keiner der Landtagsabgeordneten hat signalisiert, dass er sein Mandat zurücklegt. Sollte das geschehen, dann werden wir darüber sprechen", sagt Strache. Aus seiner Sicht wäre es jedenfalls unerlässlich, dass "im verstaubten Wiener Rathaus endlich wieder jemand ordentlich durchwirbelt". Das Budget, das für den Wahlkampf zur Verfügung steht, werde ein "Minimundusbudget" sei. Man hofft auf Spenden und einen Kredit, das Team arbeite derzeit ehrenamtlich und unentgeltlich. "Wir sind hier alles Idealisten", sagt Strache.

Die Kandidatenliste für Wien wird es ab Ende August, Anfang September geben. Laut Strache sind "einige auch prominente Überraschungen dabei", den Wahlkampf starte man dann im September.

Das Programm, mit dem man in Wien antritt, werde sich an dem Programm orientierten, das man für Österreich aufgesetzt hat. Es sei, so Strache, ein intellektuelles Programm, an dessen Ausformulierung sich auch Universitätsprofessoren und Wissenschafter beteiligt haben, und spiegle im Wesentlichen seine, also Straches Philosophie, der er seit 2004 verpflichtet fühle. Einmal mehr spricht Strache im Zusammenhang mit dem Ibiza-Skandal von einer "illegalen Aktion, ungeheuerlichen Verleumdungen und Stasi-Methoden" gegen seine Person.

Neuer Generalsekretär kein unbeschriebenes Blatt

Was auch Christian Höbart, frisch gekürter Generalsekretär und Wahlkampfmanager des Teams HC Strache, so sieht: "Jeder macht einmal einen Fehler. Das nennt man Mensch sein."

Höbart, bis Freitag Vormittag noch geschäftsführender Gemeinderat der FPÖ im niederösterreichischen Guntramsdorf, wird zudem auch Landesteamsprecher der Liste in Niederösterreich. "Gemeinsam mit dem Burgenland, in dem unsere Bewegung bereits mehr als 100 Unterstützer hat, schließen wir einen starken Ring um Wien", sagt Höbart, der für seine Guntramsdorfer Fraktion weitere Parteiaustritte aus der FPÖ und Eintritte ins Team Strache in Aussicht stellte.

Christian Höbart, langjähriger Weggefährte Straches, ist selbst kein unbeschriebenes Blatt. Im Jahr 2012 forderte er eine "Schnupperhaft" für (ausländische) jugendliche Straftäter, 2014 bezeichnete er die im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen untergebrachten Asylbewerber via Facebook als "Erd- und Höhlenmenschen". Und 2018 lieferte er sich schließlich eigenen Angaben zufolge eine mehr oder weniger wilde Supermarkt-Verfolgungsjagd mit drei marokkanischen Asylwerbern, denen er Diebstahl unterstellte. Trotz Dementi der Polizei, hielt Höbart an seiner Geschichte fest.

Noch offen lassen wollte Strache am Freitag, ob und in welcher Form sich seine Ehefrau Philippa, derzeit wilde Abgeordnete im Parlament, am Team beteilige: "Sie ist die stärkste Frau im Team HC Strache und die stärkste Frau, die uns im Parlament vertritt."