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"Hilferuf" der Gewerkschaft für Schuldirektoren

Von Karl Ettinger

Politik

Die Corona-Lage bringt Wiens Bildungsdirektor Himmer unter Zugzwang, der nun wegen der Belastungen der Schulleiter Gespräche zusagt.


Jede Menge an Formularen und Nachrichten der Bildungsdirektion, immer mehr Corona-Verdachtsfälle in den Schulen, nervöse Eltern, die dann telefonisch in den Schuldirektionen Auskunft wollen: In den beiden ersten Wochen des Schuljahres 2020/21 war vor allem für Schuldirektorinnen und -direktoren in Wien nichts von "Normalität" im Alltag zu spüren, von der Bildungsminister Heinz Faßmann im Vorfeld gesprochen hat. Im Gegenteil: Wegen der hohen Belastung für die Schulleitungen hat sich die SPÖ-Fraktion der Lehrergewerkschaft in Wien in einem Schreiben an Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer gewandt, der rasch Abhilfe schaffen solle. Dieser hat, wie aus einem Brief, der der "Wiener Zeitung" vorliegt, zu Gesprächen unter Einbeziehung von Direktoren eingewilligt.

Deutlich mehr als 200 Schüler sind allein an Wiener Schulen bisher seit Schulbeginn positiv getestet worden. Die Schulleitungen kämpfen vor allem damit, dass von den Gesundheitsbehörden, die an sich die jeweiligen Maßnahmen bei einem Corona-Verdachtsfall anordnen sollen, entweder keine Entscheidungen oder viel zu spät getroffen werden. In Niederösterreich funktioniert das Krisenmanagement in den Schulen offenbar deutlich besser und effizienter.

FSG-Gewerkschaftsvorsitzender Thomas Bulant hat sich deswegen in der Vorwoche mit einem "Hilferuf" an Wiens Bildungsdirektor Himmer gewandt. "Die Schulleitungen haben ihre Belastungskapazität fast ausgeschöpft", warnt Bulant in dem Schreiben an die Bildungsdirektion. "Krankenstände drohen", prophezeit der rote Lehrergewerkschafter. Er fordert deswegen konkret von Himmer, rasch im Sinne der Direktorinnen und Direktoren bestimmte Aufgaben auszusetzen und Aufgaben zu streichen. Tatsächlich waren die Schulleitungen in Wien sogar noch mit zusätzlichen Aufgaben während des ohnehin jedes Jahr schwierigen Schulbeginns konfrontiert.  Bulant fordert vom Bildungsdirektor, keine Arbeitsgruppen einzusetzen, sondern rasch mit dem Zentralausschuss als oberster Personalvertretung sowie Vertretern der Schulleitungen "Nägel mit Köpfen" zu machen.

Entlastung bei der Administration

Vor dem Hintergrund der am 11. Oktober bevorstehenden Wiener Gemeinderatswahl kam die Antwort Himmers an den Vorsitzenden, den "lieben Thomas" sofort. "Die derzeitige Situation der globalen Covid-19-Krise hat uns alle an unsere Belastungsgrenzen geführt", heißt es im Antwortfbrief des Bildungsdirektors an den Lehrergewerkschafter. Die Wienerinnen  und Wiener wüssten, was die Kollegen in den Schulen leisten, meinte Himmer.

"Eine Entlastung der Schulleiter und Schulleiterinnen ist mir ein großes Anliegen", versichert der Wiener Bildungsdirektor. Er bot daher Bulant an, Tätigkeiten zu finden, bei denen der Arbeitsaufwand reduziert werden können oder bei denen Fristen nach hinten verschoben werden könnten. Der SPÖ-Lehrergewerkschafter solle daher zwei Ansprechpersonen nennen, um die Probleme zu besprechen. Außerdem verwies der Wiener Bildungsdirektor darauf, dass die Stadt Wien mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) "weitere 200 Schulen" bei der Administration unterstützen werde. Dies sei ein ganz wichtiger Schritt zur Entlastung der Schulleitungen.