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"Absurd": Lehrer sollen trotz Quarantäne in die Schule

Von Karl Ettinger

Politik

Eine Corona-Information der Wiener Bildungsdirektion sorgt für Kopfschütteln, weil Pädagogen freiwillig aushelfen sollen.


Die verschärfte Situation an den Schulen wegen zahlreicher Corona-Verdachtsfälle und Infektionen von Schülern und Lehrern führt nicht nur zu viel Verunsicherung und Nervosität bei Eltern und Lehrkräften, sondern auch zu grotesken Entwicklungen. Die Wiener Bildungsdirektion teilt jetzt Schuldirektorinnen und -direktoren mit, wie ein etwaiger Lehrermangel behoben werden kann. Lehrer mit einem negativen Corona-Test sollen demnach "freiwillig" in Schulen aushelfen statt in Quarantäne zu bleiben. Das entsprechende Schreiben liegt der "Wiener Zeitung" vor, es wurde auch von weiteren Schulleitungen bestätigt. "Absurd", meinte dazu Thomas Bulant, Vizevorsitzender der Pflichtschullehrergewerkschaft von der SPÖ-Fraktion, am Montagabend in der "ZiB 2".

Das Schreiben aus dem Präsidialbereich der Wiener Bildungsdirektion an die Schulleiter gibt eine genaue Handlungsanleitung, wie in derartigen Fällen vorzugehen ist. Lehrer gelten angesichts des coronabedingten Mangels an Lehrkräften dann mittlerweile als "Schlüsselpersonal", womit derartige Aushilfen erlaubt sind. Daneben helfen in den ersten Wochen nach Schulbeginn Pädagoginnen und Pädagogen in anderen Schulen ohnehin bereits aus, wenn in diesen wegen Corona-Verdachtsfällen oder Infektionen mehrere Lehrer für den Unterricht ausfallen. Damit wird mittlerweile mit der ausdrücklich als freiwillig eingestuften Variante versucht, den Schulbetrieb in Wien trotz Corona-Erkrankungen aufrecht zu erhalten.

Keine Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln

Lehrer mit einem negativen Corona-Test und Status als Kontaktperson 1, die an sich in Quarantäne sein müssten, dürfen somit an Schulen aushelfen. Die gleichzeitigen Anweisungen der Wiener Bildungsdirektion zeigen die grotesken Begleitumstände. Wenn die betroffenen Pädagogen zu Hause bleiben, "gelten die Quarantänebestimmungen", heißt es in der an Schuldirektorinnen und -direktoren in Wien ausgeschickten Information. Außerdem werden "freiwillig" aushelfende Lehrer wegen der Ansteckungsgefahr ausdrücklich angewiesen: "Der Weg zur Arbeit darf nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen." Dann folgt der Hinweis, die Anreise in die Schule mit privatem Pkw, Fahrrad oder zu Fuß mit Mund-Nasen-Schutz zu absolvieren. Generell seien Abstand, Mund-Nasen-Schutz und Hygiene einzuhalten, wird von der Wiener Bildungsdirektion gemahnt.

In Wiener Schulen wird das Schreiben der Bildungsdirektion als Indiz dafür angesehen, wie dramatisch sich die Lage durch die Zunahme der Corona-Infektionen inzwischen zugespitzt hat. In manchen Schulen wurden bereits mehrere Klassen wegen Corona-Verdachtsfällen in Quarantäne geschickt, was durch den Ausfall von Lehrern zunehmend zu Personalengpässen führt. Grundsätzlich müssen an den Schulen andere Pädagogen einspringen. Das hat allerdings zur Folge, dass es dann zu Vermischungen kommt und die Infektionsgefahr zunimmt.

Weil die Situation durch Corona-Infektionen in den Schulen besonders schwierig ist, wird jetzt auch das Bildungsministerium aktiv. Bildungsminister Heinz Faßmann hat seit Schulbeginn das Ziel ausgegeben, der Schulbetrieb solle "normal" ablaufen. Weil auch in Schulen Schüler und Lehrer mit Corona-Verdacht lange auf Tests warten müssen, kommen nun Gurgl-Tests zum Einsatz, bei denen rasch eine mögliche Infektion geklärt werden kann. Dazu werden sogenannte "fliegende" Teams für den Gurgl-Test ausgeschickt.