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Schulbeginn als Testversuch

Politik

In Wien hat die Schule wieder begonnen. Am ersten Schultag gab es in Wien 63 Corona-Verdachtsfälle.


Der erste Schultag brachte in Wien bereits 63 positive Antigen-Schnelltests, die bis zu einer Bestätigung durch eine PCR-Testung als Verdachtsfälle geführt werden. In Niederösterreich waren es 35 und im Burgenland acht Positiv-Tests, hieß es vonseiten der Gesundheitsbehörden am Montagnachmittag.

In Wien hat am Montag für 240.000 Kinder und Jugendliche das neue Schuljahr begonnen. In Niederösterreich und im Burgenland begann der Unterricht für 250.000 Schülerinnen und Schüler - und für allesamt mit einer sogenannten Sicherheitsphase: In den kommenden drei Wochen müssen alle Schülerinnen und Schüler verpflichtend dreimal pro Woche ein Covid-Test absolvieren und außerhalb der Klasse eine Maske tragen. Damit soll das Ansteckungsrisiko für die insgesamt 490.000 Schüler aus der Ostregion minimiert werden, hofft man im Bildungsministerium.

Auch im neuen Schuljahr begleitet die Corona-Pandemie also Schüler, Lehrer und Eltern. Gerechtfertigt wird das Schul-Sicherheitskonzept durch die aktuell 6.121 aktiven Wiener Corona-Fälle (Stand: 6. September 2021) - Tendenz steigend. Speziell in den für den Schulbetrieb relevanten Altersgruppen der fünf- bis 14-Jährigen sowie der 15- bis 24-Jährigen zeige die Sieben-Tage-Inzidenz der Ages österreichweit einen positiven Trend. In Anbetracht des Anrollens einer vierten Corona-Welle wartet die Politik daher mit konkreten Sicherheitsmaßnahmen für den Schulbetrieb auf.

Laut Bildungsministerium sind Schüler und Lehrpersonal deswegen für eine Phase von drei Wochen dazu verpflichtet, sich drei Mal pro Woche auf das Coronavirus testen zu lassen. Einer dieser Tests müsse auch für geimpfte Schüler jedenfalls als PCR-Testung erfolgen, dasselbe gilt auch für geimpftes Lehrpersonal. Zusätzlich gelte außerhalb der Unterrichtsräume eine allgemeine Maskenpflicht, die ab der Risikostufe 3 (entspricht einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 200) auf den gesamten Schulbetrieb ausgeweitet wird. Wien und die Ostregion fungieren in Bezug auf das Coronavirus gewissermaßen als Generalprobe für die 650.000 Schüler aus der Westregion, die erst am 13. September in das neue Schuljahr starten. Das dreiwöchige Sicherheitskonzept, das für die Ostregion mit dem 27. September endet, habe jedoch in Gesamtösterreich flächendeckende Gültigkeit.

Unterrichtsausschluss

Um möglichst große Sicherheit vor einer Ansteckung im Schulbetrieb zu gewährleisten, wurden Erziehungsberechtigte durch die Wiener Bildungsdirektion dazu angehalten, ihre Kinder bereits vor dem Schulbeginn am 6. September auf das Virus zu testen. Nach dem ersten Schultag sieht das Testkonzept die Testungen von Schüler und Schülerinnen bis zur 4. Klasse vor Ort und mit einer Mundspülung vor. Kinder unter 14 Jahren benötigen dafür eine Einverständniserklärung durch ihre Erziehungsberechtigten.

Ältere Schulkinder können die Tests auch extern von befugten Teststellen vornehmen lassen, haben aber auch die Möglichkeit, direkt in den Schulen Gurgeltests zu machen - die Tests werden mehrmals wöchentlich abgeholt und ausgewertet.

Zu den Folgen einer Testverweigerung äußerte sich Bildungsdirektor Heinrich Himmer in einem Radio-Wien-Interview: Um am Unterricht teilnehmen zu können, müssen nicht getestete Kinder eine Maske tragen. Wird Maske und Test verweigert, erfolge ein Aufklärungsgespräch mit den Eltern. Bleibt es bei der Weigerung, dürfe das Kind nicht mehr in die Schule, so Himmer.

Ähnlich äußerte sich Bildungsminister Heinz Faßmann: "Wer nicht möchte, dass sein Kind getestet wird, der lässt es zu Hause, im Homeschooling", so Faßmann. Die Schüler müssten dann aber den Stoff selbständig erarbeiten.

Ziel der strengen Vorschriften sei nicht nur die Eindämmung der Pandemie, sondern auch das Offenhalten des Schulbetriebs. "Der Präsenzunterricht hat im neuen Schuljahr höchste Priorität. Kinder und Jugendliche haben im vergangenen Schuljahr auf zu vieles verzichten müssen", sagt Faßmann. Auch die Impfung für Kinder über zwölf Jahren werde weiterhin empfohlen, um die Inzidenzzahlen und Infektionen im neuen Schuljahr gering zu halten. "An allen Wiener Schulen wird es im Herbst ein Impfangebot geben. Wir ersuchen Sie, Ihrem Kind das Einverständnis zur Impfung zu erteilen und mit ihm/ihr über die Impfung zu sprechen", so Himmer wörtlich in einem Elternbrief.

Rund 500 Schulabmeldungen

Die Corona-Pandemie hatte zuletzt auch zu einer steigenden Zahl der Schulabmeldungen geführt. Heuer gab es in vielen Bundesländern eine Vervielfachung im Vergleich zum Vor-Pandemie-Stand. Während Niederösterreich mit 1.400 Abmeldungen an der Spitze steht, liegt Wien mit etwa 500 Abmeldungen im Mittelfeld.

Neben den verpflichtenden Corona-Tests ist mit dem neuen Schuljahr im Übrigen auch der verpflichtende Ethik-Unterricht für alle Schüler der fünften Klassen der AHS sowie der ersten Klassen der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen vorgesehen. Eine solche Verpflichtung gilt nur für diejenigen Schüler, die nicht dem Religionsunterricht beiwohnen.

Als Unterstützungsmaßnahme setzt das Ministerium mit dem neuen Schuljahr zudem auf ein verstärktes Angebot von digitalen Endgeräten. Etwa 150.000 Schulkinder ab der fünften und sechsten Schulstufe erhalten Tablets und Laptops stark vergünstigt, in Sonderfällen sogar kostenlos.

Mehr Kinder unterwegs

Die Autofahrerclubs haben am Montag darauf aufmerksam gemacht, dass zum Schulbeginn wieder mehr Kinder auf den Straßen unterwegs sind. Speziell in Haltestellenbereichen sei besondere Vorsicht geboten. "Sie sollten mit erhöhter Aufmerksamkeit und Rücksicht lenken und sich in Erinnerung rufen, dass Kinder im Straßenverkehr immer - auch abseits von Schutzwegen - Vorrang haben", hieß es.(kam)