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Der 72-er fährt bald wieder

Von Georg Hönigsberger

Politik
2013 fuhr die Linie 72 nach Kaiserebersdorf.
© Wiener Linien / Helmer

Die Straßenbahn wird Simmering mit Schwechat verbinden. Schnellbahnen sollen im U-Bahn-Takt fahren.


Die Straßenbahnlinie 72, die bis 1961 die Simmeringer Hauptstraße entlang bis nach Schwechat gefahren ist, wird in einer Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wien und dem Land Niederösterreich wiederbelebt. Das teilten Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Freitag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit.

Ab 2025 sollen die Wiener Straßenbahnen wieder die Landesgrenzen verlassen. "Ein Meilenstein in der Kooperation unserer Bundesländer", sagt Bürgermeister Ludwig. Die neue/alte Linie 72 wird von der U-3-Station Simmering auf der Strecke der bestehenden Linie 71 die Simmeringer Hauptstraße entlanggeführt. Nach dem Zentralfriedhof müssen 2,75 Kilometer neue Geleise verlegt werden, um via Bahnhof Kaiserebersdorf zur Endstation Schwechat Europaplatz zu gelangen. Eine etwa 500 Meter lange Verlängerung der Strecke bis in den Schwechater Ortsteil Rannersdorf könnte noch folgen.

Bund unterstützt Projekt

Mikl-Leitner sieht nicht nur Potenzial zur Einsparung von CO2, sondern auch Zeitersparnis für Einpendler nach Wien: "Die Reisezeit von Schwechat zur Schnellbahn- und U-3-Station Landstraße wird um 25 Prozent verkürzt." Mit 4.500 Fahrgästen wird pro Tag und Fahrtrichtung gerechnet. Ausstehend ist noch die Finanzierungszusage des Bundes. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) verspricht aber, "das Projekt nach Kräften zu unterstützen".

Damit wird erstmals seit dem Jahr 1970, als der Bim-Verkehr der Linie 317 zwischen Kagraner Platz und Groß-Enzersdorf eingestellt wurde, eine Straßenbahn zwei Bundesländer verbinden, wenn man von der privat geführten Badener Bahn absieht. Bereits 1967 ist die Linie 360 (zwischen Mauer und Mödling) eingestellt worden.

Dass der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur auch eine volkswirtschaftliche Chance ist, hat die Wiener Wirtschaftskammer am Beispiel der Verlängerung der Straßenbahn nach Schwechat schon 2020 berechnet. So schaffen die Investitionen von 52 Mio. Euro beim Bau der Linie 72 einen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 117,7 Mio. Euro. Gleichzeitig werden über 1.100 Jobs geschaffen.

Weitere länderübergreifende Straßenbahn-Projekte sind angedacht, aber noch nicht so weit gediehen wie die Linie 72. Eine Wiedererrichtung einer Tram-Verbindung nach Groß-Enzersdorf soll laut der Wiener Planungsstadträtin Ulli Sima aus verkehrstechnischen Gründen erst umsetzbar sein, wenn die neue Stadtstraße fertiggestellt ist. Weiters denkt man an eine neue Linie von Liesing nach Perchtoldsdorf und Kaltenleutgeben. Dieses Projekt steckt allerdings noch in den Kinderschuhen.

Park & Ride Anlagen

Die Länderchefs präsentierten auch ein Paket für jene, die mit dem Auto nach Wien einpendeln und mit der seit 1. März gültigen, flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung Probleme haben. Für sie sollen an den Stadtgrenzen bis 2023 insgesamt 1400 neue Parkplätze mit Anbindung an den öffentlichen Verkehr entstehen. NÖ investiert laut Mikl-Leitner 29 Millionen Euro, Wien steuert weitere 3 Millionen bei.

Gemeinsam wollen Wien und NÖ auch die Straßenumfahrung (Spange) Kledering umsetzen, die den Schwechater Ortsteil vom Schwerverkehr entlasten und das Betriebsgebiet Simmering besser an die Hauptverkehrsadern anbinden soll.

Zweieinhalb Minuten Takt

Bürgermeister Ludwig stellte bei der Pressekonferenz zudem eine Takt-Verkürzung der Wiener Schnellbahn auf 2,5 Minuten in Aussicht sowie den Ausbau der Ostbahn nach Marchegg und Bratislava. Hier liegt der Umsetzungshorizont aber noch in weiter Ferne. 2030 ist angedacht.