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Eltern für Krisenkinder gesucht

Von Georg Hönigsberger

Politik
Mehr Krisenpflegeeltern (derzeit 37) zu gewinnen, ist das Ziel der Kampagne.
© pid / Christian Fürthner

Die Stadt Wien startet eine Werbekampagne für Kurzzeit-Pflegeeltern, deren Gehalt wird erhöht.


Kindern das Kindsein wieder zu ermöglichen, ist - kurz zusammengefasst - das Ziel der Krisenpflege. Um mehr Wienerinnen und Wiener für die verantwortungsvolle Aufgabe zu gewinnen, beginnt die Stadt am 22. März mit einer großflächigen Werbekampagne. Außerdem sollen die Arbeitsbedingungen für Krisenpflegeeltern demnächst deutlich verbessert werden.

"Krisenpflegeeltern erbringen eine enorme Leistung. Ihre Arbeit ist gesellschaftlich unglaublich bedeutend", sagt der zuständige Stadtrat, Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos). Mit dem Paket, das man geschnürt habe, sei die Tätigkeit künftig "flexibler und attraktiver".

Kinder von 0 bis 3 Jahren

Krisenpflegeeltern sind die Feuerwehr der Kinderbetreuung. "Es kann relativ schnell gehen", erklärt Gemeinderat Christian Oxonitsch (SPÖ), selbst Krisenpflegevater. "Da kann es sein, dass man einen Anruf bekommt und vier Stunden später ist das Kind da." Die Übergangseltern werden herangezogen, wenn die leiblichen Eltern mit ihrem Kind, oft noch ein Säugling, schwer überfordert sind. Um das Wohl des Kindes zu sichern, wird es kurzerhand an Krisenpflegeeltern übergeben, die sich im Regelfall zwischen acht und zwölf Wochen um die Kleinen im Alter von 0 bis 3 Jahren kümmern. "Dann wird entschieden, ob sich die Situation der Eltern verbessert hat und das Kind zu ihnen zurück kann", sagt Martina Reichl-Rossbacher von der Wiener Kinder- und Jugendhilfe. "Geht das nicht, wird es bei Verwandten oder bei Langzeit-Pflegeeltern untergebracht."

1.500 Euro pro Monat

Im Oktober 2021 evaluierte die MA 11 mit Pflegeeltern deren Situation. Das Ergebnis soll jetzt umgesetzt werden. Krisenpflegeeltern werden künftig für 1.500 Euro netto pro Monat angestellt. Für jedes weitere Kind, das aufgenommen wird, kommen 500 Euro pro Monat dazu. Weiters bekommt man pro Kind das Krisenpflegekindergeld von rund 1.000 Euro im Monat. Erleichtert wird die Arbeit durch den Wegfall der Aufnahmepflicht eines zweiten Kindes. Krisenpflegeeltern können künftig selbst entscheiden, ob sie ein weiteres Kind betreuen wollen oder nicht. Der Gemeinderat soll die Neuregelung noch vor dem Sommer beschließen.

"Mit dem neuen Modell ist die Aufgabe leistbar. Ich bin begeistert", sagt Christine Baidinger, die seit 28 Jahren als Krisenpflegemutter arbeitet und bereits "150 Kinder begleitet" hat. Es sei schwierig, Kinder, die man liebgewonnen habe, nach einigen Wochen jemand anderen zu überlassen. Baidinger: "Ich versuche, es so zu sehen, dass wir den Kindern durch eine Krise helfen und ihnen neue Perspektiven bieten."

Info-Veranstaltung

Interessierte können sich unter der Telefonnummer 01/4000-90770 oder per E-Mail (kanzlei-rap@ma11.wien.gv.at) an die Wiener Kinder- und Jugendhilfe wenden. Am 24. März gibt es von 17 bis 19 Uhr eine Online-Infoveranstaltung zu dem Thema. Anmeldung via E-Mail an die oben genannte Adresse.