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Nie mehr Homeschooling

Von Nina De Colle

Politik

Vizebürgermeister Wiederkehr kündigt durchgehenden Präsenzunterricht für Wiener Schulen an.


Für die insgesamt 240.000 Schüler der Bundeshauptstadt, davon 4.000 aus der Ukraine geflohene Kinder, geht am 5. September die Schule wieder los. Dieses Jahr allerdings ohne Mundschutz und Corona-Tests, genauso wie in allen weiteren Bundesländern. Verpflichtende PCR-Tests, Masken und der Wechsel zwischen Präsenz- und Fernunterricht gehören ab dem kommenden Schuljahr der Vergangenheit an. Auch in den Kindergärten Wiens werden die im Vorjahr geltenden Corona-Maßnahmen aufgehoben. Dies erklärten Wiens Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bildungsdirektor Heinrich Himmer und Donaustadt-Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) am Freitag.

Wie Wiederkehr betonte, wolle man "so viel Freiheit wie möglich und so wenige Einschränkungen wie notwendig in den Wiener Schulen". Daher sei die allgemeine Maskenpflicht im gesamten Schulgebäude aufgehoben und der Schulunterricht soll wie in den Vor-Pandemie-Jahren regulär ohne Homeschooling weitergehen. Wer möchte, kann zu Schulbeginn freiwillig bei "Alles Gurgelt" einen der fünf Gratis-Test nutzen oder einen Antigen-Test in der Apotheke durchführen lassen. Vorgeschrieben werde dies von den Schulen jedoch nicht.

Infizierte bleiben zu Hause

Schüler mit Symptomen sollen sich testen lassen und bei einer positiven Corona-Testung zu Hause bleiben. Dasselbe gilt für infiziertes Schulpersonal, allen voran für die Lehrkräfte. Im Gegensatz zu den anderen Bundesländern dürfen Corona-positive Lehrer an den Wiener Pflichtschulen nicht unterrichten und sind verpflichtet, daheim zu bleiben. Das Risiko vor Ansteckungen sei im Klassenraum einfach zu groß. "Generell ist zu sagen, dass Menschen, die krank sind oder sich schlecht fühlen, zu Hause bleiben sollen", so Wiederkehr. Auf Corona wird nun wie auf eine alltägliche Krankheit reagiert.

Infizierte bleiben den Schulen und Kindergärten so lange fern, bis sie ein negatives Testergebnis vorweisen können. Wie bereits berichtet, dürfen sich Eltern bis zu sieben Tage freinehmen, um ihr infiziertes Kind zu betreuen. Den verpassten Unterricht müssen die Schüler anschließend nachholen. Lernrückstände könnten allerdings dank des kostenlosen und niederschwelligen Lernhilfe-Angebots in Wien schnell aufgeholt werden, so Bildungsstadtrat Wiederkehr.

Derzeit gebe es noch kein flächendeckendes PCR-Testsystem für die Schulen. Sollten erhöhte Infektionszahlen im Herbst dies allerdings erfordern, so sei die Bundeshauptstadt auf dieses Szenario vorbereitet und könne rasch darauf zurückgreifen. Ziel sei es im Bildungsbereich, wie in allen weiteren Lebensgebieten, mit Covid-19 leben zu lernen, heißt es auch seitens des Gesundheitsministeriums.

Ausbau der Schulen

Man habe sich während der Sommerferien gut auf die Rückkehr der Schüler vorbereitet, so Wiederkehr und Himmer. Mit rund 20.000 Erstklässlern kommen nun 100 neue Klassen in ganz Wien dazu. Zwei Schulen, darunter die Volks- und Mittelschule Meißnergasse in der Donaustadt und die Volksschule in der Sonnleithnergasse in Favoriten, wurden unter anderem deswegen durch Neubauten erweitert, einige andere Schulen über den Sommer fertig saniert. In den renovierten Bauten ist WLAN-Ausstattung bereits inkludiert, im kommenden Schuljahr wird zusätzlich in allen Berufsschulen, Sonderschulen, polytechnischen Schulen und Mittelschulen das WLAN flächendeckend ausgebaut.

Neben den vergrößerten Gebäuden kommen auch acht weitere verschränkte und kostenlose Ganztagsschulen dazu, zwei offene Schulen bieten ebenfalls Ganztags-Unterricht an, wo die Nachmittagsbetreuung allerdings extra verrechnet wird. Da die Ganztagsbetreuung Eltern sichtlich entlaste, sei die Nachfrage besonders groß, so Wiederkehr. Diese wolle man mit den zusätzlichen Angeboten decken. Insgesamt investiert die Stadt Wien heuer rund 219 Millionen Euro in die Bildungsinfrastruktur.

Nachhaltige Energieversorgung

Im Sommer wurden laut Wiederkehr auch Vorkehrungen für die Energieversorgung getroffen. Wiederkehr betonte, dass die Stadt Wien auch im Bildungsbereich CO2-sparsame und nachhaltige Energie einsetzen wolle. Als Vorzeigebeispiel nannte er die Schule Meißnergasse im 22. Bezirk, die mit Wärmepumpen und einer Photovoltaikanlage auf dem Gründach ausgestattet wurde. Auf das Szenario eines kompletten Gasstopps aus Russland sei man aber nicht so gut vorbereitet wie Österreichs Nachbar Deutschland, wie Wiederkehr einräumte. Aber das ist eine andere Geschichte.