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Deutschdefizite aus Kindergärten mitgeschleppt

Von Karl Ettinger

Politik

ÖVP fordert auch verpflichtende Sprachkurse für Eltern.


Nur eines von zehn vierjährigen Kindern hat nach einjähriger Sprachförderung in Wiens Kindergärten keinen Förderbedarf mehr. Bei fünfjährigen Kindern haben 2,5 von zehn Mädchen und Buben Bedarf nach mehr Sprachförderung. Aus diesen Antworten von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) leitet die Volkspartei einen massiven Verbesserungsbedarf ab, weil das Deutschproblem derzeit dann in die Volksschulen mitgeschleppt wird. Dort gibt es pro Jahr rund 10.000 Schüler, die wegen mangelnder Deutschkenntnissen als außerordentliche Schüler geführt werden.

Die Fakten, auf die ÖVP-Landesparteichef Karl Mahrer mit Bildungssprecher Harald Zierfuß nach den Anfragebeantwortungen des Bildungsstadtrats am Mittwoch hinweisen: an 41 von 352 Wiener Kindergartenstandorten gibt es gar keine Deutschförderung, die Zahl der Deutschförderkräfte in den Kindergärten stagniert weiter bei 300, obwohl die rot-pinke Stadtregierung im Koaltionsabkommen im Herbst 2020 eine Aufstockung auf 500 paktiert hatte. Die Deutschförderung in den Kindergärten sei "ein Totalversagen" der Stadtregierung, kritisierte der ÖVP-Bildungssprecher.

Mahrer beklagte die mangelnde Bereitschaft, dass SPÖ und Neos das Problem der Deutschdefizite in Kindergärten auch klar benennen. "Das ist ein Missverständnis, da ist nichts in Ordnung", sagte er unter Verweis auf die Fakten. Ziel müsse sein, dass die Kinder beim Einstieg in die Volksschulen so gut Deutsch können, dass sie dann dem Regelunterricht folgen können. Von den derzeit rund 10.000 außerordentlichen Schülerinnen und Schülern seien 60 Prozent in Österreich geboren und somit nicht zugewandert, 30 Prozent haben die österreichische Staatsbürgerschaft.

Notfalls Sanktionen für Eltern

Die Volkspartei richtet fünf konkrete Forderungen an SPÖ und Neos. Neben der Aufstockung des Sprachförderpersonals und kleiner Gruppen sollen auch die Eltern stärker in die Pflicht genommen werden, indem diese selbst Deutschkurse besuchen. Als "absolut letzte Notwendigkeit" müsse es auch geprüft werden, Konsequenzen zu ziehen und etwa Familienleistungen zu kürzen, wenn Eltern Kurse dauernd verweigern. Vorrangig seien aber Angebote, Angebote, Angebote, betonte Mahrer.

Zierfuss assistierte, dass Mütter und Väter sonst ihren Kindern "die Zukunftschancen rauben". Mahrer meinte außerdem, dass dann die Deutschförderklassen in Pflichtschulen "nicht mehr entscheidend" seien. In einer Studie im Auftrag des Bildungsministeriums war den Deutschförderklassen ein schlechtes Zeugnis ausgestellt worden, der von der ÖVP gestellte Bildungsminister Martin Polaschek hält daran dennoch fest.