Die Wiener Ärztekammer (ÄK) hat am Sonntag vor einer Reduktion der Geburtskapazitäten in den Wiener Spitälern gewarnt. In der Verordnung zum "Regionalen Strukturplan Gesundheit Wien 2025" seien entsprechende Schritte vorgesehen. Die Verordnung liege derzeit zur Begutachtung vor, teilte die Kammer mit.

Geplant ist laut ÄK, die gynäkologischen Abteilungen in den Kliniken Hietzing und Landstraße in Terminambulanzen umzuwandeln. Das bedeute, dass dort keine Geburten mehr stattfinden könnten, hieß es. Derzeit zeichnen beide Kliniken laut Ärztekammer für insgesamt rund 2.700 Geburten jährlich verantwortlich.

"Selbst bei einer optimistischen Rechnung, in der man davon ausgeht, dass andere Kliniken wie Floridsdorf oder das St. Josef Krankenhaus einen Teil dieser Geburten übernehmen können, würden laut unseren Schätzungen ab 2025 noch mindestens zwischen 1.000 und 1.500 Frauen in Wien ohne Geburtsbetten dastehen", meinte Tanaz Modarressy-Onghaie, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Klinik Hietzing und stv. Obfrau der Sektion der zur selbstständigen Berufsausübung berechtigten Ärzte der Ärztekammer für Wien.

"Spardruck auf dem Rücken schwangerer Frauen"

Grundlage für die Entscheidung, die Geburtsbetten in den Kliniken Hietzing und Landstraße abzubauen, sei ein prognostiziertes Sinken der Geburtenrate. Gleichzeitig berechne die stadteigene Statistik-Abteilung bis 2028 eine steigende Geburtenrate, betonte die Ärztekammer. "Dass hier offensichtlich ein politischer Spardruck auf dem Rücken schwangerer Frauen ausgetragen wird, finde ich unverantwortlich", kritisierte Stefan Ferenci, Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, die Pläne. Gerade die Pandemie habe gezeigt, dass es gefährlich sei, wider besseren Wissens Vorhaltekapazitäten in den Krankenhäusern zu reduziere.

"Vorwürfe unseriös"

"Die Vorwürfe sind unseriös", beklagte ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Sonntagnachmittag gegenüber der APA. Sie seien ein Beispiel für den Zustand der Ärztekammer, "wo die eine Hand offensichtlich nicht weiß, was die andere tut". Denn den Strukturplan diskutiere man seit einem Jahr mit der Ärztekammer.

Zuletzt sei von dieser im Mai 2022 Zustimmung geäußert worden. "Da war keine Rede von irgendwelchen Problemen." Selbstverständlich, so beteuerte der Sprecher, sei die Geburtsversorgung in Wien gewährleistet. Man habe kein Verständnis dafür, dass die Kammer nun jungen Familien Angst mache. Im Hacker-Büro verwies man auch auf die zentrale Geburtsanmeldung, die auch private Spitäler beinhalte.

Auch in anderen Bereichen sehe der Strukturplan vor, dass gewisse Leistungen nicht mehr in allen Spitälern angeboten würden, betonte der Sprecher. Vorgesehen sei die Einrichtung von Schwerpunktregionen.