Die Wiener Betriebe suchen - geordnet nach Ausbildungszweigen - vor allem Lehrlinge. Das zeigt die am Mittwoch vorgestellte neue Bildungsbedarfsanalyse der Wirtschaftskammer Wien. 2019 gab noch rund ein Viertel der Betriebe an, in naher Zukunft mehr Lehrlinge aufnehmen zu wollen, nun sind es mehr als 40 Prozent. Aber auch in anderen Ausbildungszweigen ist der Bedarf hoch, erklärten Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck am Mittwoch.

Für die Studie wurden im Sommer und Herbst des Vorjahres 925 Wiener Unternehmen mit 80.000 Beschäftigten telefonisch und online befragt - das entspricht in etwa 15 Prozent der Gesamtbeschäftigten in Wien.

In praktisch allen Ausbildungszweigen wird offenbar händeringend nach Absolventen gesucht. Rund 35 Prozent der Betriebe wollen mittelfristig mehr HTL-Absolventen anstellen (2019: 23 Prozent). Auf ähnlich hohe Prozentsätze bei der Prognose der zusätzlichen Beschäftigung kommen Fachhochschul- (37 Prozent) und Uni-Absolventen (30 Prozent), auch hier gab es starke Zuwächse.

Geringer ist übrigens der Anteil jener Unternehmen, die davon ausgehen, mittelfristig mehr Absolventen von technischen BMS/Fachschulen (11 Prozent), kaufmännischen BMS/Fachschulen (19 Prozent) und HAKs (16 Prozent) zu beschäftigen. Deren Anteil liegt sogar hinter der zusätzlichen Beschäftigungserwartung ungelernter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (22 Prozent). Auch hier gab es aber Zuwächse gegenüber 2019.

55.000 Fachkräfte gesucht

Hochgerechnet suchen die Wiener Betriebe in den nächsten drei bis fünf Jahren rund 55.000 Fachkräfte. Unter anderem forderte Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck am Mittwoch in einer Aussendung ein Stipendium für Erwachsene, die erstmals eine Lehre beginnen. Außerdem soll der Lehrabschluss als Berechtigung für ein facheinschlägiges Studium anerkannt sowie Wirtschaft als Pflichtfach ab der fünften Schulstufe eingeführt werden. Durch eine Bildungspflicht sollen Jugendliche das Schulsystem erst nach Erreichen von bestimmten Bildungszielen verlassen dürfen.

Abseits davon verlangt die Kammer eine weitere Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte zur rascheren Abwicklung der Verfahren sowie zur Ausdehnung auf Lehrlinge. "Die Verfügbarkeit von qualifizierten Mitarbeitern ist für unsere Betriebe erfolgsentscheidend und auch eines der wichtigsten Standortkriterien für Wien", betonte Ruck.