Wien. Anfangs waren es rot-grüne Dissonanzen, die der geplante Tiefgaragenbau unter dem Schulhof des Gymnasiums Geblergasse in Wien-Hernals auslöste. Darauf folgten Proteste der Schüler, Lehrer und Eltern, die sich schließlich zu einer Bürgerinitiative formierten. Das war Ende 2009. Zahlreiche Demonstrationen später zählt die Bürgerinitiative heute 810 Mitglieder auf Facebook - die Stadt ist weiter für die Garage und bleibt bei ihrer Förderzusage. Und auch die Anrainer sprachen sich bei einer Befragung im Juni des Vorjahres für das Projekt aus. Eine, die sich bisher noch nie dazu zu Wort gemeldet hat, ist Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SPÖ). Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" bezieht sie nun Stellung - und gießt Öl in den Garagenstreit.

"Ich habe das Gefühl, dass momentan nur noch protestiert und nicht unterrichtet wird. Mein Interesse ist, dass der Schulbetrieb aufrechterhalten bleibt", sagt sie. Dieser leide nämlich massiv unter den Protesten - damit die Betroffenen "wieder zu einem normalen Leben und Unterricht finden", müsse man sich endlich Alternativen überlegen. Etwa, "die Schule auszulagern", meint sie gar.

Davon will die Bürgerinitiative "Rettet den Schulhof des GRG 17" allerdings nichts wissen. "Das ist unerhört. Eltern, Lehrer und Schüler werden das nicht wollen", kontert Sprecherin Karin Prauhart. "Fragen sie doch die Schüler der 58 Containerklassen in Wien: Ist Unterricht hier uneingeschränkt möglich?" Das sei übrigens der springende Punkt: Nicht unter den Protesten würde der Unterricht leiden, sondern unter der Staub- und Lärmbelastung, mit der der Bau der Wohnsammelgarage für 252 Stellplätze einhergehe. "Und das mindestens zwei Jahre lang, obwohl die Garage wegen des Parkpickerls und weiterer neuer Garagen in der Nähe überflüssig geworden ist."

"Man wird als Schüler dafür bestraft, aktiv zu sein"


"Das Unterrichtsministerium hat bestätigt, dass in der Schule weiterhin ein Betrieb möglich wäre", hält Brandsteidl dagegen. Außerdem würden laufend Schulen umgebaut - dass ein Jahr lang ein Pausenhof nicht zur Verfügung steht, ist in ihren Augen kein Problem. "Es gibt Schulen, die haben gar keinen", sagt sie. Das sind laut Prauhart keine Ganztagsschulen. Am Gymnasium Geblergasse besuchen jedoch 250 der 670 Schüler das Tagesschulheim, das ohne Hof undenkbar wäre. Ihrer Ansicht nach ein Skandal: Dennoch sei keiner der Schüler in die Anrainerbefragung miteinbezogen worden, weil sie nicht im Umkreis von 300 Metern um das Bauprojekt wohnen und daher nicht als Anrainer gelten. "Das ist absolut undemokratisch", pflichtet ihr Herta Wessely von der "Aktion 21", dem Dachverband der Bürgerinitiativen, bei.

Brandsteidl beruft sich dennoch auf die vom Bezirk durchgeführte Anrainerbefragung; im Übrigen gehöre ihr die Liegenschaft nicht. Sie könne den Bau des Bauwerbers und der Bundesimmobiliengesellschaft nicht beeinflussen, die den Antrag auf Umwidmung des Schulhofes gestellt haben. Es seien die Proteste, gegen die man etwas unternehmen müsse. Denn: "Was machen die erst, wenn die Bagger wirklich da sind?"

So weit darf es laut Bürgerinitiative gar nicht kommen. Baubescheid gibt es noch keinen - das Rathaus hat allerdings angekündigt, dass mit der Umsetzung des Projektes voraussichtlich im Sommer dieses Jahres gestartet wird.

Des Unmutes der Garagengegner ist man sich aber offensichtlich bewusst. Wurde doch vor kurzem ein Mediator eingeschaltet. "Hier gibt es nichts zu vermitteln", sagt jedoch Wessely dazu. Sie sorgt sich aus einem weiteren, ganz anderen Grund um die Schüler: "Wenn man jungen Menschen demonstriert, wie hier mit Eigenengagement umgegangen wird, wird ihnen das eine Lehre sein: Man wird dafür bestraft, aktiv zu sein."