Wien. Wer nicht zum Vienna International Center muss oder dort lebt, wird wohl kaum den Ausstieg U1 Kaisermühlen anstreben. Hohe Türme, unzählige Autostraßen, verwirrende Ober- und Unterführungen lassen nur wenig an Wien denken - wir befinden uns über der Donau, genauer gesagt, an der Neuen Donau, Ecke Reichsbrücke und Wagramer Straße.

Das geplante Hochhaus neben dem Harry-Seidler-Turm. - © DFlats
Das geplante Hochhaus neben dem Harry-Seidler-Turm. - © DFlats

Das soll sich jetzt ändern, wenn es nach zwei Bauherren, Soravia- und S+B-Gruppe, dem Bezirksvorsteher von Kaisermühlen Norbert Scheed und dem grünen Gemeinderat Christoph Chorherr geht. An der Stelle des Cineplexx-Gebäudes, welches zurzeit die Stadt der Kinder (Minopolis) beherbergt, soll ein 146 Meter hoher Wohnturm entstehen namens Danube Flats. Die "Wiener Zeitung" berichtete bereits über den Abriss des Gebäudes. Das Cineplexx-Gebäude beendet damit seine traurige Geschichte; kein Kino, keine Stadt der Kinder hat an diesem Standort funktioniert. Erwin Soravia sprach am Dienstag von einem "Katastrophenstandort". Das musste nun auch er hautnah miterleben. Das Objekt sei isoliert geblieben, sagte Bezirksvorsteher Scheed.

Die Bauherren wollen nicht nur ein Wohnhaus errichten, sondern auch Infrastruktur schaffen und das ganz im Sinne des grünen Gemeinderates. Die Stadtentwicklung brauche ein verändertes Verkehrsverhalten, "die Minimierung des Autoverkehrs", so Chorherr. Für ihn, der in der Jury des Architektenwettbewerbs saß, gab es drei Gründe, warum er für das Projekt von Maria Planegger und Andreas Schmitzer von Project A01 stimmte: Gebaut werde mit ökologischer Nachhaltigkeit, eingeplant sind Fahrradabstellräume und Car-Sharing-Autos und es werde Rücksicht genommen auf eine soziale Durchmischung.

Soziale Durchmischung


Die Wohnungen sollen zur Hälfte für Einkommensschwächere leistbar sein. Konkret würde das bedeuten, dass etwa auch im Dachgeschoß kleinere Wohnungen angeboten werden. "Wir wollen nicht die typische Grenze, unten die Armen und oben die Reichen", hieß es. Die Hälfte der Wohnungen sollen zu einem Quadratmeterpreis von acht bis zehn Euro vermietet werden, der Rest soll freifinanziert verkauft werden.

Zehn bis 20 Wohnungen sollen überhaupt für sozial Bedürftige abgestellt werden. "Wer nimmt, muss auch geben", sagt Soravia zu seinen Plänen, die Hälfte der Wohnungen leistbar machen zu wollen. Die Bauzeit soll von 2014 bis 2016 dauern. "Gebaut wird nur Montag bis Freitag von morgens bis abends", betont Bauherr Wolfdieter Jarisch. Die Belästigung der Anrainer soll sich damit in Grenzen halten. In zahlreichen Bürgerversammlungen soll das Projekt nun den Anrainern präsentiert werden. Diese wünschen sich eine umfangreiche Verbesserung, auch bei den U1-Stationen. "Die U1-Station Donauinsel hat nur eine lange Treppe, keinen Aufzug, keine Rolltreppe. Das ist für Menschen mit Kinderwägen oder Rollstühlen unzumutbar", so eine Anrainerin.

Der Plan der Architekten ist es neben dem Wohnhaus - das Kindergarten, Bäcker, Supermarkt, Trafik, Restaurant und Ähnliches bekommt - auch die Auffahrt zur Donauufer-Autobahn zu überplatten. Ein öffentlich zugänglicher Platz soll die Verbindung zur Neuen Donau herstellen. Die zukünftigen Bewohner sollen laut Bauherrn ein Stadt-Feeling bekommen. "Ähnlich wie am Naschmarkt wollen wir Lokale hierherbringen", so Soravia.

"Wie am Naschmarkt"


Die Bewohner der Kult-Serie Kaisermühlen Blues würden also staunen, was hier alles vereinbart werden soll - sogar ein Gemeinschafts-Swimmingpool ist vorgesehen. Doch so mancher Architekten-Plan hat in der Realität schon viel an Grün verloren. Die Stadt der Kinder wird voraussichtlich noch bis nächstes Jahr dort bleiben und dann umziehen.