Wien. Die Liliputbahn hat im Prater sicher schon viel miterlebt und gestern wurde das Programm zum 85. Geburtstag präsentiert. Aber gleich zwei große Pleiten rund um den Vergnügungspark innerhalb von nur fünf Jahren, das ist wahrscheinlich auch der beliebten Schmalspurbahn noch nicht untergekommen.
Wie jetzt bekannt wurde, hat vergangene Woche ein Gläubiger für die "Calafatti Marketing- und Betriebs Nfg GmbH & Co KG" (Calafatti GmbH) beim Handelsgericht Wien Konkurs eingereicht. "Ein erster Bericht sollte in den nächsten Wochen vorliegen", bestätigte eine Sprecherin des Kreditschutzverbandes im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Die Calafatti GmbH war einer der größten Pächter am Riesenradplatz, wo sie auch ihren Firmensitz hat. Unter der angegebenen Telefonnummer war jedoch gestern "der gewünschte Teilnehmer nicht erreichbar".
Bereits mit Juni 2012 hatte die Prater Service GmbH, eine Tochterfirma der Stadt Wien, den Mietvertrag mit der Calafatti GmbH beendet. SPÖ-Stadtrat Christian Oxonitsch bestätigte gegenüber der "Wiener Zeitung", dass der Mietvertrag "auf Grund von Außenständen" gekündigt worden war. Die Sprecherin der Prater Service GmbH gab an, dass der Vertrag "ein paar Betriebsstätten umfasste, die jetzt leer stehen". Die vollständige Räumung war auf Grund einer eingeräumten Nachfrist erst im März 2013 erfolgt. Für zwei ausgeschriebene Objekte seien bereits Nachmieter gefunden. Und auch für ein drittes gebe es Interessenten, so Oxonitsch. Konkret geht es unter anderem um die Riesenradlounge "Waggon 31", das Eiscafé "Eismehr" und das 5D-Kino "Miraculum". Laut Website der Prater Service GmbH sind alle "derzeit wegen Umbauarbeiten geschlossen". Der Internetauftritt der Calafatti GmbH auf "www.riesenradplatz.at" ist größtenteils gar nicht oder nur mehr über die englische Version zugänglich.
"Nullsummenspiel" erwartet
Die Höhe der Forderungen der Prater Service GmbH gegenüber der Calafatti GmbH wurde aus dem Büro Oxonitsch mit "rund 2,3 Millionen Euro" bestätigt. Allerdings gehe man "von einem Nullsummenspiel für die Stadt Wien" aus, da den Außenständen eine noch fällige Investitionsablöse gegenüberstehe, die gerade von Sachverständigen bewertet wird. "Nach derzeitigem Stand kann davon ausgegangen werden, dass sich die Höhe der Ablöse in etwa mit der Höhe der Außenstände deckt", so das SPÖ-Büro in einem schriftlichen Statement auf Anfrage der "Wiener Zeitung".