Wien. Seit sieben Sommersaisonen führen Peter und Andrea Jöbstl nun den Beachclub "SandInTheCity" am Areal des Wiener Eislaufvereins (WEV). "Bei uns fühlt man sich wie im Urlaub", sagt Peter Jöbstl. Bei freiem Eintritt werden etwa Erdbeerbowlen, zahlreiche Biersorten, Cocktails und allerhand zum Essen feilgeboten. Das Geschäft läuft gut. 450.000 Besucher kamen im vergangenen Jahr. Der Mietvertrag mit dem Vermieter WEV läuft noch bis zum Ende der nächsten Saison. Dass er danach verlängert wird, ist unwahrscheinlich.

Denn: Ab 2015 erfolgt ein Umbau des gesamten Areals auf Initiative des Liegenschaftseigentümers Wertinvest, wo auch ein 73 Meter hoher Wohnturm entstehen soll - die "Wiener Zeitung" hat berichtet. Danach will der Eigentümer auch die Sommernutzung übernehmen. Dem WEV wäre das nicht unrecht. Peter Menasse vom WEV: "Wir sind Ganzjahresmieter und nicht subventioniert. Wir wären schlechte Kaufleute, wenn wir uns dieser Möglichkeit berauben würden." Fix ist aber noch nichts. Konkrete Pläne des Umbaus werden erst nach einem Architekturwettbewerb im Frühjahr 2014 vorliegen. Der Start des Wettbewerbs ist im September.

"Der Investor will seine Kosten minimieren", tobt Peter Jöbstl. "Das ist an sich kein Problem, es darf nur nicht auf Kosten einer Veranstaltungsfläche gehen, die sehr beliebt ist." Jöbstl fordert, dass "SandIntheCity" auch nach dem Umbau erhalten bleiben soll. Der Eigentümer würde ihn derzeit "an der Nase herumführen." Im direkten Gespräch mit dem Investor würde er nicht erfahren, ob es eine Zukunft für "SandInTheCity" gebe, weil der WEV als Vermieter zuständig sei. Der Eislaufverein könne aber auch keine Auskunft geben, weil dieser nicht wisse, was passieren werde.

Soziale Verantwortung für 120 Mitarbeiter


"So geht’s nicht. Wir haben eine soziale Verantwortung für unsere 120 Mitarbeiter und Verträge mit Sponsoren. Was soll ich denen jetzt erzählen?", poltert Jöbstl. Gegen eine Revitalisierung des Geländes sei er hingegen nicht. "Die Infrastruktur muss erneuert werden, keine Frage. Nur ich werde nicht investieren, wenn ich nicht weiß, wie es weitergeht. Ich kann mir den Beachclub ja nicht auf meiner Dachterrasse aufbauen."

"Peter Jöbstl hat immer gewusst, dass ab 2015 gebaut werden soll und dass er sich deswegen sowieso um einen Interimsstandort kümmern muss", sagt Daniela Enzi, Geschäftsführerin von Wertinvest. Für zwei, drei Sommersaisonen werde dadurch dort kein Betrieb möglich sein. Zudem sei die Transparenz der geplanten Umgestaltung zu jeder Zeit gegeben gewesen. "Gemeinsam mit der Stadt Wien haben wir beschlossen, ein kooperatives Verfahren zu machen. So etwas gab es vorher noch nie", sagt Enzi. Architekten, Denkmalschützer, WEV, Konzerthaus, Hotel Intercontinental und Wertinvest haben in einem monatelangen Prozess überlegt, wie das Areal aussehen könnte. Im Februar wurde das Ergebnis in einer einwöchigen Ausstellung im Wiener Konzerthaus ausgestellt, betont Enzi.

Ob Jöbstl seine Veranstaltung auch nach dem Umbau realisieren kann, könne Enzi noch nicht sagen. Schließlich hätte sie keinen Vertrag mit dem WEV für die Sommernutzung. Natürlich werde dieser aber angestrebt: "Der WEV bekommt eine ganzjährig bespielbare, unterirdische Eishockeyhalle, eine komplette Modernisierung, eine wirtschaftliche Gleichstellung sowie eine Absicherung für 99 Jahre mit Eintrag in das Grundbuch." Sollte Wertinvest den Zuschlag erhalten, sei Peter Jöbstl eingeladen, ein Konzept für die Bespielung zu liefern, so Enzi.

Mit der Hilfe von Besuchern, Anrainern und Unesco


Peter Jöbstl hat nun eine Petition gestartet, um der drohenden Schließung seines Clubs entgegenzuwirken. Rückenwind dafür bekam er von seinen Besuchern. In einer von ihm initiierten Umfrage, ob "SandInTheCity" bleiben soll, haben 8000 Menschen für den Erhalt unterschrieben, erzählt er. Es scheint, als ob Jöbstl aber auch die angrenzenden Bewohner auf seine Seite bekommen möchte. Der Schwerpunkt der Petition richtet sich hauptsächlich gegen den geplanten Bau des 73-Meter-"Luxuswohnturms", der auch ein Casino beherbergen soll. Argumentiert wird, dass der Turm einen massiven Eingriff auf das Stadtbild darstellen würde.

Mit dieser Position steht Jöbstl nicht alleine da. Auch die Unesco ist mit der Höhe nicht einverstanden. Das weiß auch Jöbstl. Hilfe für seinen Kampf um "SandInTheCity" kann er jedenfalls gut gebrauchen.