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Wenn die Wiener ihren Sprengel suchen

Von Christian Rösner

Politik

Der Ort der Stimmabgabe ist abhängig von der Anzahl der Anrainer.


Wien. Wie bei jeder Wahl gab es am Wahlsonntag wieder einmal Verwirrung über die Verlegung von Sprengeln in manchen Bezirken. Aufregung herrscht hier vor allem bei der älteren Generation: Wenn man nach Jahrzehnten plötzlich in eine andere Schule zur Stimmabgabe geschickt wird.

Im Büro der zuständigen Stadträtin Sandra Frauenberger spricht man von Routine: "Umgesprengelt" wird demnach nach jeder Volksabstimmung oder Wahl - vor allem in Stadterneuerungsgebieten wie etwa beim Nordbahnhof. Grundlage des komplizierten Verteilungsschlüssels ist, dass in der Stunde 70 Wahlberechtigte die Möglichkeit haben müssen, ihre Stimme abzugeben. Dementsprechend findet auch die Sprengelzuweisung statt.

Bei der Nationalratswahl am vergangenen Wochenende kamen auf 1.156.888 Wahlberechtigte Menschen in Wien auf 1615 Sprengel. Im Jahr 2008 etwa waren es um 200 Sprengel mehr. Aber nicht, weil mehr Menschen wahlberechtigt waren, sondern weil die Daten der vorangegangenen Wahl die Anzahl der Sprengel bestimmt. Dabei werden jedes Mal die beantragten Wahlkarten statistisch eingerechnet bzw. auch die Briefwahl berücksichtigt.

Bei der Volksbefragung zur Wehrpflicht am 20. Jänner dieses Jahres gab es laut dem Sprecher von Frauenberger zum Beispiel um rund 100 Sprengel mehr als am vergangenen Sonntag. "Die Wahlbehörde hat die Aufgabe, die Grenzen der Sprengel so zu ziehen, dass jeweils 800 bis 1000 Menschen darin wohnen", meint der Sprecher. Die Politik habe darauf keinen Einfluss, das sei eine reine bürokratische Angelegenheit, um die sich die MA 62 und Bezirksvertretungen kümmern.

Weitere Umsprengelungen

Als konkrete Beispiele für veränderungsstarke Sprengel nannte der Sprecher neben dem Nordbahnhof etwa auch die Gegend rund um St. Marx. "Hier sind die größten Wohnbautätigkeiten bereits abgeschlossen, sodass man davon ausgehen kann, dass bei der nächsten Wahl auch hier Umsprengelungen zu erwarten sind". Das sei zum Beispiel auch vor Jahren auf der Donauplatte geschehen - schließlich passen in ein Hochhaus viele Menschen hinein und macht daher zusätzliche Wahlsprengel notwendig. Dasselbe erwartet man sich in naher Zukunft auch in der Seestadt Aspern. Auch im innerstädtischen Bereich kann es zu Umsprengelungen kommen. Und zwar dann, wenn in vielen Gründerzeithäusern kleine Wohnungen zusammengelegt werden.

Dass zu wenig darüber informiert wird, dementiert man im Stadtratbüro - schließlich sei der Sprengel immer auf der Wahlkarte vermerkt.