Wien. (rös) "1,1 Milliarden Euro könnte die Stadt pro Jahr einsparen", erklärte ÖVP-Chef Manfred Juraczka am Montag angesichts des Budgetvoranschlags, der kommende Woche im Gemeinderat beschlossen werden soll.

Allein bei den Verwaltungskosten gebe es 200 Millionen Euro Einsparungspotenzial, wenn man die Pro-Kopf-Aufwendungen auf den österreichischen Vergleichswert senken würde, hieß es am Montag. Eine derartige Absenkung würde im Gesundheits- und Spitalswesen sogar 678,6 Millionen Euro bringen, sagte Ulrich Schuh. Schuh ist wissenschaftlicher Vorstand der Eco Austria, ein Institut, das von der Industriellenvereinigung finanziert wird und von der Wiener ÖVP den Auftrag bekommen hat, den Haushalt der Stadt Wien zu durchleuchten.

Weitere 223 Millionen Euro seien im Bereich der stationären Pflegedienste zu holen. In Wien koste ein solcher Platz 5958 Euro pro Tag, im österreichischen Durchschnitt seien es 3220 Euro. Derzeit würde angesichts der Leistungen viel zu viel bezahlt. "Das ist, wie wenn jemand einen VW Golf fährt, aber für einen Mercedes bezahlt", sagte Schuh, der auch mangelnde Transparenz beim Budget kritisierte.

Und auch im Bereich der Wohnbauförderungen könnte Wien seine Effizienz steigern und bei gleichem Förderniveau die Zahl der neu bewilligten Wohnungen um 43 Prozent erhöhen.

Was den öffentlichen Verkehr betrifft, so hätten die Münchner Verkehrsbetriebe nur halb so viel Personal wie die Wiener Linien, erklärte Schuh und ortete auch hier Einsparungspotenzial.

Allerdings gibt es in München auch nur halb so viele Fahrgäste. "Und wir reden in München von 500 bis 600 Euro für die Jahreskarte, wir reden von einem U-bahn-Intervall von bis zehn Minuten und es gibt keinen Winterdienst", erklärte ein Sprecher der Wiener Linien. "Außerdem fahren in Wien 500 Straßenbahnen und in München 100, wir haben doppelt so viele Busse wie die Münchner und ein viel kleinteiligeres Netz."

"Nicht nachvollziehbar"


Auch im zuständigen Stadtratsbüro kann man die Zahlenspiele der ÖVP nicht nachvollziehen. Und die von Schuh bemängelte Transparenz im Budget liege im "VRV" des Finanzministeriums (Voranschlags- und Rechnungsabschluss-Verordnung) begründet. Laut dieser haben weder Pensionsverpflichtungen noch ausgegliederte Betriebe im Budget aufzuscheinen. Unternehmungen der Stadt würden eigene Wirtschaftspläne erstellen, die im Zuge des Rechnungsabschlusses mitbeschlossen werden würden, so eine Sprecherin von Renate Brauner.

Verwundert zeigte sich auch die Wiener SPÖ: "Offenbar gehen wichtige Reformen spurlos an der Wiener ÖVP vorbei - auch solche, die sie selbst auf Bundesebene beschlossen hat", erklärte Wirtschaftssprecher Fritz Strobl - zumindest im Hinblick auf die Gesundheitsreform, die Wien schon längst umsetzen würde.