Und während der Vorbereitung der neuen Pfarre muss das Leben in den alten weitergehen. "Da kocht leider jeder noch sein eigenes Süppchen. So wurde heuer die Chance vertan, schon jetzt die Firmung gemeinsam vorzubereiten." Einige Gruppen haben sich aber doch schon getroffen und fruchtbare Gespräche geführt.

Letztlich stellen sich nicht wenige Gemeindemitglieder die Frage, was das Ganze wirklich bringt, abgesehen von eventuellen Einsparungen, weil ja trotz allem weiterhin drei Kirchen "bespielt" werden sollen. Die Gläubigen könne man ja schlecht quer durch den Bezirk schicken.

"Halb so viele Katholiken"


Doch die Strukturveränderung ist laut Erzbischof Christoph Schönborn dringend notwendig: "Wir erleben dramatischen Veränderungen in Kirche und Gesellschaft. Es ist sinnlos, sich eine Volkskirche wie vor 60 Jahren zurückzuwünschen. Es gibt in Wien heute mit 172 Pfarren deutlich mehr als vor 75 Jahren, aber nur halb so viele Katholiken."

Dass man auf demografische Veränderungen reagieren muss, geben auch die Skeptiker zu. Mancher verweist hier sogar auf extreme Beispiele im Ausland: Dort wurden ungenutzte Kirchen sogar für ganz profane Zwecke verkauft. In Mönchengladbach und Utrecht gibt es bereits sogenannte Wohnkirchen, die besiedelt wurden. Und die "Unitarian Church" in Nottingham beherbergt jetzt sogar eine Bar.

Da solche Aktionen in Wien selbst unter Atheisten für helle Empörung sorgen dürften, geht man hier einen moderateren Weg. So wird die bisherige katholische Pfarrkirche Neulerchenfeld demnächst an die serbisch-orthodoxe Gemeinde übergeben. Dagegen hat sich der Neulerchenfelder Pfarrmoderator lange Zeit gewehrt, letztlich ohne Erfolg.

Andere Dekanate folgen


Auch in den anderen Dekanaten stehen große Veränderungen an. Es gibt einen Auftrag an alle Dekanate, sich zu überlegen, ob und welche Pfarren fusionieren könnten. So findet im Dekanat 20 nächste Woche eine Vollversammlung statt, um für 2014 einen Findungsprozess einzuleiten. Dazu wurde ein Fragenraster über die konkrete Situation, Stärken und Schwächen der einzelnen Pfarren erstellt, um einen ersten Überblick zu bekommen.

Noch ist der Prozess hier offen, es gibt höchstens interne Ideen. "Wir wissen noch nichts genaues", meint Diakon Markus Brosch von der Pfarre Allerheiligen-Zwischenbrücken. Seine Heimatpfarre wird auf jeden Fall Veränderungen erleben. Pfarrer Fritz Koren, derzeit auch Dechant im 20. Bezirk, will nämlich in den nächsten drei Jahren in Pension gehen. Danach soll nicht ein neuer Pfarrer, sondern ein Laienteam die Gemeinde leiten. Auch auf Dekanatsebene stehen in der Brigittenau Personalentscheidungen an: nämlich die Wieder- oder Neubestellung des Dechants. Diese wird sicher auch Auswirkungen auf die Neuordnung haben.