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Beim Strom "auf Lepschi gehen"

Von Ina Weber

Politik
Kraftwerk Simmering: das größte in Österreich .
© Stadtwerke

Wiener Stadtwerke wollen "ihre Bude" aufräumen.


Wien. Die Wiener Stadtwerke suchen 120 Lehrlinge. Gleichzeitig sollen Mitarbeiter abgebaut oder umgeschult werden. Auch der natürliche Abgang durch Pensionen (das Durschnittsantrittsalter der Mitarbeiter liegt bei 56,8 Jahren) wird wohl nicht für die angestrebten schwarzen Zahlen reichen - oder doch? So ganz sicher sind sich Energievorstand der Wiener Stadtwerke, Marc Hall und Finanzvorstand Martin Krajcsir bei einem am Mittwoch angesprochenen Ausblick auf das Geschäftsjahr 2013 und 2014 noch nicht. "Wir werden effizientere Strukturen schaffen. Das bedeutet weniger Leute, ja. Es wird aber auch Bereiche geben, wo es mehr Mitarbeiter geben wird", sagte Hall.

Feststeht für die Wiener Stadtwerke: "Gewinne sind unwahrscheinlich", so Krajcsir. Und das, obwohl der Konzern nun endlich die Wiener Kraftwerke abgeschrieben hat, das heißt, die Sondereffekte fallen weg, die Finanzen sind diesbezüglich ab 2014 bereinigt. Die drei Kraftwerke in Simmering, Leopoldau und Donaustadt produzieren aber dennoch Verluste, weil sie für die Fernwärme-Kunden durchgehend in Betrieb sein müssen: "Und das dafür gebrauchte Gas ist teurer als der gewonnene Strom", hieß es. Auch gebe es zum Bedauern der Stadtwerke keine KWK-Förderung (Kraft-Wärme-Koppelungsgesetz) mehr. Und so werde es auch heuer wieder keine Dividende ans Wiener Stadtbudget geben.

Größte Investition in Wiener Linien

Laut Energievorstand Hall sei es gut, dass es "jetzt keine großen Bewegungen" gibt. Es sei Zeit, die "eigene Bude zu säubern", "sich selbst zu optimieren", sagte er. Ein Effizienzprogramm ist geplant. Die Mitarbeiter müssten flexibler und mobiler werden. In den kommenden fünf Jahren sollen rund 4 Milliarden Euro investiert werden. Die Hälfte davon (1,9 Milliarden Euro) geht zu den Wiener Linien für den U-Bahn-Ausbau. Nicht nur in den Ausbau der Öffis, auch in die Mitarbeiter soll dort investiert werden. Der Großteil des Geldes kommt aber nicht von den Stadtwerken, sondern von Stadt und Bund.

765 Millionen Euro sollen in erneuerbare Energie gesteckt werden, um das Ziel, deren Anteil zu erhöhen, zu erreichen: 2030 sollen statt der heutigen 16 Prozent schon 30 Prozent der Stromproduktion erneuerbare Energie sein. 1,2 Milliarden Euro sollen in die Wiener Netze fließen.

Trotz aller Maßnahmen handle es sich um ein "unbefriedigendes Ergebnis", auf das zu reagieren sei, so Krajcsir. Mit der Neuaufstellung der Wiener Stadtwerke sei zwar ein großer Schritt erfolgt - die Wien Energie ist nun für die Produktion und Vertrieb zuständig, die Wiener Netze für das Strom- Gas- und Fernwärmenetz -, das Jahresergebnis 2013 wird jedoch mit minus 357 bis 377 Millionen Euro prognostiziert. Besser als im Vorjahr, immerhin. - und bereinigt um die Bewertungen ergebe sich eine "schwarze Null". Der Verlust der Wiener Linien wird heuer erneut bei rund 130 Millionen Euro liegen.

Die Aktion "Energiekosten-Stop" des Vereins für Konsumenteninformation kommt für Hall nicht unerwartet. Auch die Stadtwerke hätten die Strom- und Gaspreise mit 1. Oktober um 3,6 Prozent gesenkt, man biete einen guten Preis. Aber: "Man kann sich immer ein besseres Angebot suchen", meinte Hall, "quasi auf Lepschi gehen". Schlussendlich geht es laut Hall darum, die Position zu verbessern. Das Ergebnis für das Jahr 2017 soll auf alle Fälle um 100 Millionen Euro besser sein als das im Referenzjahr 2012, als man 911 Millionen Euro Verlust schrieb. Machbar ist das bei steigendem Strom-Großhandelspreis durchaus.

Wissen

Die Wiener Stadtwerke Holding beinhaltet die Bereiche Energie, Verkehr und Bestattung und Friedhöfe. Beschäftigt sind derzeit rund 16.000 Mitarbeiter. Wien Energie Vertrieb beliefert 840.000 Haushalte in Wien und 150.000 Haushalte im Versorgungsgebiet Niederösterreich mit Strom.