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Ballnacht unter Verschluss

Von Stephanie Schüller

Politik

Die Wiener Polizei fährt heuer neue Geschütze gegen Demonstranten auf.


Wien. Am Freitag ist es so weit. Europas Rechte treffen und vernetzen sich, wie jedes Jahr, bei einer Ballnacht in der Wiener Hofburg. Auf der Homepage des Wiener Akademikerballes (inoffizieller Nachfolger des Balles des Wiener Kooperationsringes) versprechen die Veranstalter der FPÖ einen Abend voller "Glanz, Glamour und Tradition". Für die Wiener Polizei bedeutet diese Nacht einen der größten Einsätze des Jahres.

Vorgeschmack auf Freitag

Denn nicht alle Bürger verbinden diese Nacht mit berauschendem Glamour. "Unseren Hass, den könnt ihr haben" lautet das Motto des NOWKR-Bündnisses, welches zu einer der insgesamt drei angemeldeten Demonstrationen aufruft. Und das alarmiert die Polizei: "Wir wissen von Personen, die nicht nur friedlich demonstrieren, sondern bereit sind, gewaltsam gegen Ballbesucher und die Polizei vorzugehen", sagt Erich Zwettler, Leiter des Wiener Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) am Mittwoch.

Bereits im Vorfeld seien vier Burschenschafter-Vereinslokale mit Farbe beworfen worden. Außerdem sei ein Polizeifahrzeug beim Polizeianhaltezentrum am Hernalser Gürtel angezündet worden. "Nach allem, was wir sagen können, steht das schon im Zusammenhang mit den Ereignissen am Freitag", so Zwettler.

Die Polizei rechnet derzeit mit bis zu 1500 Gegendemonstranten pro Demonstrationszug. Die Teilnehmer der vom NOWKR-Bündnis veranstalteten Demo treffen sich um 17 Uhr beim Bahnhof Wien Mitte/Landstraße. Die Offensive gegen Rechts ruft zur Versammlung um 17 Uhr beim Schottentor auf. Beide Protestzüge werden sich Richtung Stephansplatz bewegen. Eine weitere angemeldete Demo soll laut Polizei um 17.30 Uhr von der Uni in Richtung Omofuma-Denkmal und Museumsquartier starten. Die Polizei rechnet hier ebenfalls mit spontanen, unangemeldeten Versammlungen nach Ende der größeren Demonstrationszüge ab 20 Uhr.

Deutsche Aktivisten

Was die Polizei zudem verunsichert, ist die geplante Protestunterstützung aus Deutschland. Sieben Autobusse aus verschiedenen deutschen Städten wie Hamburg, Köln, Magdeburg oder Göttingen seien bereits für einen Wien-Besuch angekündigt. Die Wiener Polizei steht im Kontakt mit ihren deutschen Kollegen. "Die deutschen Demonstranten gehen wesentlich brutaler vor, als das bei uns üblich ist", sagt Zwettler und erwähnt dabei etwa die Ausschreitungen in Hamburg, wo vor kurzem gegen die Schließung eines linken Kulturzentrums protestiert wurde.

Sollten aus Deutschland rechtzeitig genaue Informationen zum Anfahrtsweg der Busse kommen, wolle man diese bereits auf den Autobahnen abfangen, um die Insassen auf Waffen und Ähnliches zu kontrollieren. In besonders verdächtigen Fällen soll den Bus-Insassen sogar die Weiterfahrt verweigert werden. Zwettler weiß aber selbst: "Die sind nicht dumm."

Und weil man aus den Jahren und den Erfahrungen gelernt habe, gibt es heuer zwei wesentliche Änderungen im Umgang mit dem Akademikerball, dessen Besuchern und den Gegenaktivisten. Zum Ersten gibt es ein größeres Platzverbot, das weit über das Nahgebiet der Hofburg und des Heldenplatzes hinausgeht (siehe Grafik).

Es tritt am Freitag ab 16,30 Uhr in Kraft, die Anrainer seien laut Polizei-Sprecherin Michaela Rossmann bereits im Vorfeld informiert worden. Wollen Personen in das gesperrte Gebiet, müssen sie sich als Anrainer ausweisen oder beweisen können, wenn sie zum Beispiel einen Museumsbesuch vorhaben.

Auch die Verkehrssituation wird von Freitag auf Samstag beschränkt sein. Besonders innerhalb des Gürtels müsse man laut Josef Binder von der Polizei mit Verzögerungen rechnen. Von der Urania bis zum Schottentor werden die Straßenbahnen kurzgeführt, ab 16 Uhr verkehren keine Busse mehr in der Innenstadt.

Bürger schützen

"Weil es so bessere Möglichkeiten gibt, die Ballbesucher, aber auch alle anderen Bürger oder Touristen, die sich im Bereich der Innenstadt bewegen, zu schützen", erklärt Zwettler die Maßnahmen.

Außerdem wird anlässlich des Balls zum ersten Mal ein Vermummungsverbot in allen Bezirken innerhalb des Gürtels erhängt. Von Freitag 15 Uhr bis Samstag 3 Uhr Früh hält man sich also besser nicht mit einer Haube am Kopf und in einen Schal gerollt in der Innenstadt auf. Laut Zwettler liege das Augenmerk dabei auf jenen Personen "die sich vermummen, um ihre Identität zu verschleiern, um sie zu kontrollieren und davon abzuhalten, Straftaten zu verüben".

Insgesamt werden von Freitag auf Samstag 2000 Polizisten im Einsatz sein. Zur Unterstützung wurde bereits Hilfe aus den Landespolizeidirektionen anderer Bundesländer angefordert. Vor Samstag Früh wird wohl keiner von ihnen ins Bett kommen: "Wir gehen davon aus, dass wir erst am Samstag irgendwann, wenn es schon hell ist, aus dem Gebiet abtreten werden", schätzt Zwettler und muss dabei lachen.