
Wien. "Da muss man etwas tun für die Frauen", dachten sich die Gründerinnen des Vereins "Digitalista" vor einem Jahr - und heute zählen sie 150 aktive Mitglieder mit 1093 Facebook-Likes.
Ähnlich wie in anderen Branchen ist die Digital-Branche männerdominiert. An der Spitze der meisten Start-ups stehen Männer. Frauen sind an dieser Stelle nicht so oft zu finden. Um das zu ändern, haben sich vor einem Jahr neun Freundinnen zusammengefunden und Digitalista ins Leben gerufen. Sie sehen sich nicht als Opfer und auch nicht als einschlägige Vereinigung. Sie wollen ein Netzwerk bieten, das Frauen Unterstützung auf ihrem Weg in der digitalen Welt bieten will. So wie es bei den Männern schon lange üblich sei.
"Die Frauen waren immer sehr zögerlich"
Mit-Gründerin Susanne Liechtenecker hat Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaft studiert. Erfahrungen hat sie wie ihre Gründungskolleginnen in diversen Jobs gesammelt. Bis sie schließlich gemeinsam mit ihrem Mann eine Marketing-Agentur gegründet hat - als digitale Strategen. In ihrem beruflichen Alltag hat die Geschäftsführerin die Erfahrung gemacht, dass auf Konferenzen hauptsächlich Männer zu Wort kommen. "Frauen waren immer sehr zögerlich, wenn man sie etwa als Speaker für eine Tagung angefragt hat. Für Männer war das immer gar kein Problem", so Susanne Liechtenecker zur "Wiener Zeitung". Frauen seien sich selbst im Weg, weil sie "schon vorher alles verdenken". Dem Schritt in die Führungsebene stünden oft Gedanken im Weg, wie: "Kann ich das auch machen, wenn ich vorhabe, Kinder zu bekommen?" Auch mache es natürlich Angst, nach vorne zu preschen, ohne zu wissen, ob man das kann. "Das ist im ersten Schritt abschreckend", sagt Liechtenecker.
"Es sind nicht die bösen Männer"
Es sind demnach nicht die äußeren Umstände und auch nicht die "bösen Männer", sind die Gründerinnen überzeugt. Trotz allem begleite sie ein Gefühl, dass man etwas ändern müsse. Es müsse etwas passieren. Gründerin Liechtenecker sieht ihre Netzwerk-Arbeit als Prozess. Dass man die Welt innerhalb eines Jahres nicht verändern kann, sind sich die Gründerinnen bewusst.
Etwas bewegt aufgrund von Digitalista hat sich bereits für Ines Häufler. Die Filmdramaturgin und Gründerin von "Scriptalicious" ist Mitglied im Netzwerk und geht zu dem monatlichen Stammtisch der Frauen. "Ich bin erst dort draufgekommen, wie ich mein Wissen aus der Filmbranche auch für den Online-Bereich einsetzen kann." Demnächst wird sie "Kreatives Consulting für Branded Storytelling" anbieten.