Wien. Die Wiener ÖVP will keine Empfehlung abgeben, ob die Mariahilfer Straße umgestaltet werden soll oder nicht. Man möchte sich aus dem "Parteien-Hickhack" heraushalten, wie es ÖVP-Chef Manfred Juraczka am Montag formulierte. Und weiter: "Wir wollen nicht tendenziös beeinflussen. Das haben wir nicht notwendig." Zudem würde der Bürger selber wissen, was für ihn gut sei. Die Befragung über eine mögliche Umgestaltung sei daher prinzipiell richtig. Kritisiert wird hingegen die Nicht-Einbeziehung der Geschäftsleute. Die Grünen hätten diese von der Befragung ausgeschlossen, sagte Juraczka. Er kündigte daher an, mittels eigener "fliegender Wahlkommissionen" die Stimmen der Geschäftsleute selbst einzuholen.
Urnengang mit gelben Helferleins
Gesagt getan. Bereits kurze Zeit nach der Ankündigung machte sich der ÖVP-Chef persönlich mit einem Tross von in gelb gekleideten Helferleins auf den Weg. Mit dabei sind versiegelte Wahlurnen und jede Menge Stimmzettel, auf die dieselben Fragen gedruckt wurden, wie sie für die offizielle Befragung der Stadt vorgesehen sind. Bis Freitag will man nun täglich von 10 bis 16 Uhr ausschwärmen und alle Geschäfte abklappern. Alle - zuvor noch von Manfred Juraczka angekündigten - 3500 Gewerbetreibenden der Mariahilfer Straße und Umgebung werden dabei aber dann doch nicht miteinbezogen werden können. Denn man werde, wie der ÖVP-Chef später einräumte, stattdessen nur in die Geschäftsportale gehen.
Ein Ergebnis der Befragung soll Ende dieser oder Anfang kommender Woche feststehen. Mit der schriftlichen Befragung der Wirtschaftskammer, die seit einiger Zeit läuft, hat der ÖVP-Urnengang allerdings nichts zu tun. Auch die Grüne Wirtschaft hatte vor nicht allzu langer Zeit eine eigene Erhebung angekündigt.
Es sind die Gegner einer Neugestaltung der Einkaufsstraße, bei denen Juraczka während der ÖVP-Befragung länger hängen bleibt. "Das ist ein gelebtes Beispiel von Anti-Demokratie, weil man die Hauptbetroffenen, also die Geschäftsleute, nicht an der Befragung teilhaben lässt", heißt es etwa vom Betreiber der Babenberger-Apotheke. In der Trafik einige Lokale weiter, klagt der Inhaber über 30 Prozent an Umsatzeinbußen, seitdem die Mariahilfer Straße im August provisorisch umgemodelt wurde. Befürworter einer Umgestaltung, wie der Filialleiter des Weltladens "Südwind", füllen den mitgebrachten Stimmzettel der Stadt-Schwarzen hingegen kommentarlos aus.