Wien. Mit 250 Metern (Antenne mitgerechnet) ist der von Stararchitekt Dominique Perrault erbaute Donau-City-Tower - besser bekannt als DC-Tower - das höchste Haus Österreichs. Zum höchsten Gebäude Österreichs fehlen ihm jene zwei Meter, die sein Nachbar, der Donauturm, aufweisen kann. Mittwoch Nachmittag wurde der Turm mit viel Pomp eröffnet. Neben dem Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) wurde auch der legendäre Astronaut Edwin "Buzz" Aldrin aus den USA eingeladen, der als zweiter Mensch der Welt den Mond betreten hatte. Auch der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani kam vorbei.

Dem Glanz an der Oberfläche stehen aber viele ungeklärte Fragen gegenüber, die vor allem das Verhältnis des privaten Eigentümers "Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum" (WED) - ein Konglomerat aus Banken und Versicherungen - zur Stadt Wien betreffen.

Der ehemalige Gemeinderat Günter Kenesei schildert in dem Buch "Wer baut Wien?" von Reinhard Seiß, dass die Stadt Wien im Jahr 1995 der WED die 1,65 Millionen Kubikmeter umfassende Liegenschaft der Donau City inklusive des Baurechts um kolportierte 868 Millionen Schilling (63 Millionen Euro) verkauft hätte. Ein an sich schon sehr geringer Preis. Davon wurden noch dazu 590 Millionen Schilling (43 Millionen Euro) unbefristet gestundet, "wofür sich die WED im Gegenzug verpflichtete, die als Universitätsstandort vorgesehene Fläche im Bedarfsfall für einen öffentlichen Nutzer zu entwickeln und den Verkaufserlös an die Kommune abzuführen", so Kenesei. Und weiter: "Nicht nur, dass der Preisnachlass von 68 Prozent in keinem Verhältnis zur Dimension des betreffenden Grundstückes stand, das Brachland im fiktiven Wert von umgerechnet 43 Millionen Euro scheint unverzinst in den Büchern der Stadt Wien auf, zumal es dem Rathaus nicht gelungen ist, eine Hochschule in der Donau City anzusiedeln."

Keine Spur vom Geld

Nachdem die lange Zeit angestrebte Übersiedelung der Technischen Universität (TU) sich in Luft aufgelöst hatte, stellt sich nun die Frage, ob das Geld der Stadt bezahlt wurde oder nicht.

Konkrete Fragen der "Wiener Zeitung" an die WED blieben unbeantwortet. Im zuständigen Büro des Wohnbaustadtrats Michael Ludwig (SPÖ) gab es dazu auch keine Antwort, vielmehr wusste man nicht einmal mehr, welche Einrichtung der Stadt das Gelände damals verkauft hatte.

Das "besondere" Verhältnis der Stadt Wien zur WED wird auch durch die im Jahr 2007 durchgeführte Umwidmung sichtbar. Bis dahin durfte auf der Fläche, auf der nun der DC-Tower steht, bis zu einer maximalen Höhe von 120 Metern gebaut werden. Im Jahr 2007 folgte die Umwidmung auf 220 Meter, genau jene Höhe, die der Turm bis zur Oberkante des Gebäudes erreicht - die 30 Meter hohe Antenne zählt wie bereits erwähnt in diesem Fall nicht zum Gebäude.

Doch auch hier entging der Stadt viel Geld. Denn von der Umwidmung, die nun eine fast doppelt so hohe Baumöglichkeit vorsieht, profitiert ausschließlich die WED.

Ob ein weiterer Wunsch des Banken- und Versicherungs-Konglomerats erfüllt wird, ist vorerst offen. Sieht man sich die Renderings der DC-Tower-Betreiber an, so fehlt von der derzeitigen am Donauufer gelegenen Lokalmeile "Copa Cagrana" jede Spur. Die zu dem DC-Tower nahe gelegene Fläche am Wasser gehört zwar der Stadt Wien, die das Gelände gerne auch selber bespielen würde. Nur der Pächter Norbert Weber sträubt sich dagegen vehement. Der Streit schwellt seit mehr als drei Jahren. Die Stadt wirft Weber vor, das Areal verwahrlosen zu lassen, und hat im Oktober 2010 eine Räumungsklage gegen dessen Unternehmen "Boardwalk Entwicklungs GmbH" eingebracht. Bis jetzt gibt es dazu aber keine Entscheidung.

Geplant ist auch die Errichtung eines kleineren DC-Towers. Wann der Bau des rund 170 Meter hohen Zwillings startet, ist jedoch noch nicht fix. "Er wird kommen, aber nicht in den nächsten Wochen", hieß es dazu. Insgesamt 300 Millionen Euro wurden in den jetzt eröffneten Tower investiert, der in drei Jahren gebaut wurde.

Neben dem Schönheitschirurgen Artur Worseg mit seiner Gemeinschaftspraxis "Worseg Clinics" und dem Pharmakonzern Baxter ist auch ein Hotel der spanischen Melia Gruppe bereits eingezogen. Neben den untersten 15 Etagen wird die Gruppe auch das Restaurant und die Bar im 57. und 58. Stock betreiben.