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Betonte Ruhe nach dem Sturm

Von Bernd Vasari

Politik
Die beiden Klubobleute David Ellensohn (l.) und Rudolf Schicker (r.) verweisen auf die gute Zusammenarbeit.
© Unique Public Relations

Politologe Hofer sieht Bürgermeister Häupl zwischen Buddha und Edmund Sackbauer.


Wien. Betont gelassen zeigen sich die beiden Klubobleute David Ellensohn (Grüne) und Rudolf Schicker (SPÖ) bei einem von Unique Talk organisiertem Gespräch über den Zustand der rot-grünen Koalition nach der Mariahilfer Straßen-Befragung. Von Streit oder Unstimmigkeit keine Spur. Die Roten wären ja auch schon immer für eine Fußgängerzone gewesen, heißt es etwa von Schicker. David Ellensohn verweist auf die gute Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner. Auch ein Nein bei der Befragung hätte daran nichts geändert. Also alles eitel Wonne?

Für den Politologen Thomas Hofer ist man davon weit entfernt. "Es geht in Richtung zerrütteter Ehe", sagt er. Denn viele in der SPÖ würden den Grünen nun vorwerfen, während der vergangenen Monate in Hinblick Mariahilfer Straße stümperhaft agiert zu haben. Umgekehrt sei man bei den Grünen angefressen, weil die Roten kaum mobilisiert hätten. Die derzeit noch nicht sichtbaren Bruchlinien werden dann deutlich im Wahlkampf zu sehen sein. "Bürgermeister Michael Häupl bewegt sich zwischen Buddha und Edmund ,Mundl‘ Sackbauer. Bis jetzt war er buddhistisch, im Wahlkampf werden wir aber eher den Edmund sehen", prophezeit der Politologe.

"Wenn nicht hier, dann überhaupt nirgends"

Zudem widerspricht Hofer dem grünen Klubobmann. Ein Nein bei der Befragung hätte auf alle Fälle eine schwere Koalitionskrise ausgelöst. Aber auch das knappe Ja sei angesichts der Zwei-Drittel-Mehrheit der rot-grünen Koalition in den Bezirken Mariahilf und Neubau, keine Glanzleistung gewesen. "Wenn man es hier nicht gewinnt, dann überhaupt nirgends", betont Hofer. Bei den Grünen sei daher jetzt Demut angesagt, denn "sie sind mit einem blauen Auge davon gekommen."

Rudolf Schicker sieht es weniger drastisch. Wenn die Abstimmung schiefgegangen wäre, dann hätte man die Markierungen wieder "aufgepinselt", so wie es vorher war, sagt Schicker. Damit wäre auch die Koalition nicht zerrüttet gewesen. Die große Aufregung um die Straße habe der rote Klubobmann zudem sowieso nicht verstanden. "Schließlich haben wir bereits auf anderen Straßen eine Fußgängerzone." Dass es der SPÖ-Klub war, der mit eigenen Forderungen zur Umgestaltung der Mariahilfer Straße an die Öffentlichkeit ging, die teils konträr zu Vassilakous Plänen standen und somit Unruhe in die Koalition brachte, scheint hingegen vergessen zu sein.

Im Gegenteil: Er sieht "überhaupt kein Problem in der Zusammenarbeit" mit den Grünen. An die Koalition mit der Wiener ÖVP erinnert er sich hingegen "nicht sehr gerne". Auch die Bundeskoalition sei für den roten Klubobmann kein Vorbild.

Auch wenn die Wählerklientel von SPÖ und Grünen "beileibe nicht deckungsgleich" sei, so werden beide im Wahlkampf mit einer Partei Probleme haben, sagt Thomas Hofer. Um mögliche Stimmenverluste zugunsten der Neos in Grenzen zu halten, müsste noch viel mehr getan werden. Für Schicker aber kein Grund zur Aufregung: "Wenn der Herr Strolz (Vorsitzender der Neos, Anm.) - wie angekündigt - das Wiener Wasser oder die Gemeindewohnungen verkaufen will, dann soll er antreten. Und dann wird er sehen, was ihm passiert."