Wien. Fluglärm. Ein Thema, das immer wieder einmal hochkocht, das Bürger, die davon betroffen sind, auf die Barrikaden steigen lässt. "Es ist ein Horror. Wir glauben, wir haben den Flughafen vor der Wohnungstür", sagt etwa Günther Dieckmann, der in der Kordonsiedlung, einer Anhöhe im 14. Bezirk, wohnt. In der SPÖ kennt man diese und andere Sager. Man ist aber in der Zwickmühle. Einerseits möchte man Bürgernähe vermitteln, andererseits ist der Flughafen ein gutes Geschäft auf das die Roten nicht verzichten möchte. Die Stadt Wien ist bekanntlich mit 20 Prozent am Flughafen Wien beteiligt. Als Konsequenz dieses Dilemmas passiert gewöhnlich erst einmal gar nichts. Man schiebt das Thema vor sich her, bis die nächste Wahl vor der Türe steht.

Glaubt man Stimmen aus dem Rathaus, so könnten die Wiener bereits im kommenden Mai zu den Urnen gerufen werden. Bis dahin sind es nur noch zehn Monate. Es ist also wieder Zeit, sich diesem Thema zu widmen. Vor allem, wenn man so wie die SPÖ den Anspruch hat, die absolute Mehrheit - nach einer Legislaturperiode mit einem Koalitionspartner - wieder zu erreichen. Da zählt jede Stimme.

Heilmittel Kurvenflüge


Um auf Nummer sicher zu gehen, hat die SPÖ einen eigenen Fluglärm-Beauftragten nominiert. Sein Name ist Erich Valentin, Vorsitzender des Umweltausschusses der Stadt Wien und Landtagsabgeordneter. Seit mehr als einem Jahrzehnt widmet er sich dem Thema.

Valentin prescht voran. Der Fluglärm sei deutlich zurück gegangen, sagt er. Bestätigen würden dies vor allem die Anzahl der Beschwerden, die laut ihm, in den vergangenen fünf Jahren um ein Drittel zurückgegangen sind. Der Fluglärm-Beauftragte hebt auch die Bemühungen seitens der Stadt hervor. Die gesetzten Maßnahmen des Mediationsverfahrens aller Betroffenen (Bürgerinitiativen, Stadt Wien, Land Niederösterreich, betroffene Gemeinden und Bezirke) hätten gegriffen. Durch Beschränkungen der Landungen und Starts sowie der Nachtflüge und der Errichtung einer Auskunfts- und Beschwerdestelle habe sich die Lärmsituation in Wien deutlich verbessert.

Noch im Sommer soll zudem mit der Umsetzung weiterer Projekte zur Minimierung des Fluglärms begonnen werden. So sollen im Osten von Wien einige Messflüge durchgeführt werden, die positive Auswirkungen eines Kurvenfluges auf Piste 16 testen werden. Entlasten möchte man damit den Bezirksteil Essling im 22. Bezirk, wenn auch nur das Wohngebiet. "Wen wir dann wirklich belästigen werden, sind die Bambis im Nationalpark. Da wird es wirklich lauter werden", sagt Valentin. Tierschützer werden über diese Aussage weniger erfreut sein.