Wien wächst sehr schnell. In 20 Jahren soll die 2-Millionen-Einwohner-Marke erreicht werden, früher, als noch vor kurzem prognostiziert wurde. Die Stadt alleine wird die Nachfrage nicht finanzieren können. Ohne private Finanzierung wird es also nicht funktionieren. Wie wollen Sie aber zwischen einem Investor und einem Privaten unterscheiden?

Ich bin nicht gegen Privatbesitz an sich. Ich spreche vom Häuserkauf durch ausländische Investoren, wie er im großen Stil bereits in London, New York, Monaco oder Hongkong stattfindet. Das Problem ist, dass sie nicht dort wohnen, beziehungsweise niemand in diesen Häusern wohnt. Das führt teilweise so weit, dass diese Häuser bereits verwahrlosen. Die haben das nicht gekauft, um da drinnen zu leben. Es ist ein Investment. Das Geld mit dem das Haus gekauft wird, muss aber echt sein.

Was heißt für Sie leistbares Wohnen?

Leistbares Wohnen ist in jeder großen Stadt derzeit ein Thema. Wichtiges Personal für die Sicherheit und das Funktionieren der Stadt, wie Feuerwehrmänner, Lehrer, Krankenpersonal usw., müssen in der Stadt leben können. Wir brauchen diese Leute. In New York oder London ist das nicht mehr der Fall. Um sich den Wohnungsaufwand leisten zu können, zahlen immer mehr Firmen bei den Kosten mit. Sogar ich bekomme eine finanzielle Zulage von 35.000 Dollar im Jahr, damit ich mir eine Wohnung in New York leisten kann. Und ich verdiene echt nicht schlecht.

Bei den Alpbach-Workshops war immer wieder auch die Rede von Strafen und Steuern auf leere Gebäude. Was halten Sie davon?

Ich mag das. Das Problem ist, wie man das implementieren kann. Die Investoren werden einen Weg finden, wie man diese Strafen oder Steuern umgehen kann. Wir brauchen aber ein Steuermittel in den Händen der politischen Entscheidungsträger, das auch exekutiert werden kann.

Auch in wachsenden Städten gibt es Bezirke, die von Abwanderung betroffen sind. In Wien sind das die Innere Stadt und Hietzing. Wäre es nicht ungerecht, wenn man die Hauseigentümer dafür auch noch bestraft?

Schrumpfende Bezirke sind meistens nur eine Anhäufung von Zement. Um diese Bezirke wieder zu beleben, würde ich Migranten dort ansiedeln. Die wissen, wie man ein Viertel belebt. Die polnischen Arbeiter, die nach England kamen, waren großartig, weil sie eine Menge Fertigkeiten mitbrachten und die Gegend damit aufwerteten. Auch Studenten könnte man reinbringen. Und natürlich Künstler. Nach Brooklyn wollte früher kein Mensch, obwohl es näher zu Lower Manhattan liegt als die Columbia University. Ich habe gehört, dass dies in Wien mit dem Gebiet über der Donau auch der Fall ist und dass sich das mit der Seestadt Aspern nun ebenfalls ändern soll. Was passierte in Brooklyn? Die Künstler kamen und belebten den Stadtteil.