Ein wenig teurer, dafür aber wesentlich besser, meinen die "Standler" vom Meislmarkt. - © Kolb
Ein wenig teurer, dafür aber wesentlich besser, meinen die "Standler" vom Meislmarkt. - © Kolb

Wien. Seit 25 Jahren kurvt Frieda Bscheider schon mit ihrem Lieferwagen durch das Land. Sie ist Landwirtin und von ihrer steiermärkischen Heimat in Deutschlandsberg aus fährt sie nach Graz, Mödling und auch nach Wien zum Rochusmarkt im 3. Bezirk. Hier wartet sie wie an allen Werktagen hinter ihrem Stand und verkauft Wurst, Brot, Fleisch, Aufstriche und vieles mehr.

"Also ohne unsere Buschenschank und den vielen Marktplätzen könnten wir nicht überleben", meint die Seniorin. Ihre Familie ist fast bei jedem Wetter im Einsatz und betreut die Stammkunden. Denn ihrer Meinung nach sind die Kunden seit den Anfängen ihrer Standlfahrerei kaum mehr geworden. Es gäbe jene, die Wert auf ihr Essen legen und andere, die schon "seit eh und je" nur auf den Preis achten.

"Im Supermarkt steigen und fallen die Preise tagtäglich. Da sind Rabatte natürlich immer ein Lockmittel", kritisiert sie. Bei ihr sei der Preis zwar etwas höher, aber dafür stetig. "Die Leute meinen noch immer, dass sie beim Discounter gute Ware bekommen." Dabei bleibe sogar bei ihren Preisen nur eine geringe Gewinnmarge. Denn die Herstellkosten der Produkte würden schon den Löwenanteil des Preises verschlingen, meint sie. Daran, dass sie ihre Waren wie andere Bauern an Konzerne wie Billa weiterverkauft, denkt sie nicht im Entferntesten. "Da bleibt einem dann gar nichts mehr."

Kaum Qualitätsbewusstsein


Ein paar Meter weiter spricht Ferdinand Jank ebenfalls von dem fehlenden Qualitätsbewusstsein. Er ist einer der wenigen Hersteller und Instandhalter von Regenschirmen, die es heute noch gibt. Auf seinem Stand sieht man neben den Schirmen auch noch Gehstöcke, selbst gemachten Honig und dessen Nebenprodukte, sowie Uhudler und mehrfach preisgekröntes Kernöl aus dem Burgenland.

Jank selbst kommt aus dem Mühlviertel und vertreibt diese Produkte als Zusatz. Ansonsten würde es sich nicht auszahlen. Nur noch ganz wenig Personen nützen sein Regenschirmhandwerk, hauptsächlich Ältere: "Heute war einer bei mir, der möchte einen Stockschirm, der dieselbe Länge wie sein Gehstock hat. Das ist typisch bei mir", meint er amüsiert.

Sein Handwerk lernte der Niederösterreicher von seinem Vater. Vor über fünfzig Jahren gab es noch circa 100 Regenschirmgeschäfte. Man unterschied zwischen Gartenschirmen, Regenschirmen und den Sonnenschirmen für die "feinen Damen". Heute muss er eben dem entsprechend auf seine Kundschaft eingehen und die individuellen Wünsche berücksichtigen. Immerhin liegt der Preis für seinen Regenschutz mit sechzig Euro auch deutlich über dem üblichen Preissegment.

Dass sich die Verkäufer den Kunden anpassen müssen, weiß auch Bscheider: "Wir hatten einmal eine Phase, wo wir zwischen den Sommerferien nicht zu den Marktständen gefahren sind." Dabei habe sie ihre Leute schnell an die anderen Marktverkäufer verloren. "Da muss man aufpassen", warnt sie. Seither fahren entweder sie, ihre Schwiegertochter oder die Enkel auf die Märkte, für die sie eine Genehmigung haben.

Umsatzrückgänge sind neben dem Verlust von Kunden an die Konkurrenz auch bei der Verlegung des Marktes spürbar. "Seit ich 1981 hierher gekommen bin, ist der Markt schon zwei Mal verlegt worden. Das letzte Mal vor eineinhalb Jahren", meint Marion Kopitar. Sie handelt die Waren der Bauern auf dem Meiselmarkt im 15. Bezirk.

Dass der Kampf und die gute individuelle Betreuung der Käuferschaft wie auch bei den Pflänzlein der Landwirte Früchte tragen, beweist unter anderem Kundin Luzia: "Ich kaufe schon ewig hier am Meiselmarkt ein. Neulich hab ich mir einen Sack Zwiebeln im Supermarkt gekauft, aber als ich ein paar davon zum Kochen herausgeholt habe, waren sie alle faul." Daher will sie dem Bauernmarkt und regionalen Anbietern von nun an ihre Treue halten. "Die Äpfel hab ich zum Glück beim Erntedankfest gekauft. Da ist sicher kein Spritzmittel drinnen und sie sind alle frisch."

Im Gegensatz zu der Apfelernte sieht es in diesem Jahr für große Teile der Ernte eher schlecht aus. "Das Gemüse vom Feld ist alles hin", meint Kopitar. Ihre Bauern haben fast keine Salate, Paradeiser, Fisolen, Kürbisse und Mais. "Das ist höchstens Futtermittel für das Vieh", bedauert sie. "Da war mir der Hitzesommer von 2013 doch noch lieber."