
Wien. Mathias hatte eine lange "Arbeitspause". Mehr als zehn Jahre waren es. Er ist erst 39 Jahre alt und hat doch schon zehn Jahre nicht gearbeitet, da er in Haft war.
Unter solchen Bedingungen war es im hart umkämpften Rennen um einen Arbeitsplatz fast unmöglich, eine neue Stelle zu bekommen. Bei ihm war es leider die Kriminalität, die seinen Lebenslauf schwärzte. Bei anderen sind es Suchtprobleme, gesundheitliche Einschränkungen - oder schlichtweg das Alter, das die Jobsuche erschwert. Nun hat Mathias jedoch vor zwei Jahren bei dem "sozioökonomischen Beschäftigungsbetrieb" Arge angefangen zu arbeiten. Denn die Arbeitsgemeinschaft für Nichtsesshaftenhilfe, kurz Arge, kümmert sich um Menschen wie Mathias und versucht, "Dauerarbeitsplätze" zu schaffen, so Geschäftsführer Tauber Heinz. In seinem Betrieb interessiert sich keiner für die Vorgeschichte der anderen Arbeitskollegen, denn was zählt, ist der Arbeitswille.
Heute ist Mathias mit vier Kollegen im 21. Bezirk zur Räumung einer Wohnung im Einsatz. Bereits um acht Uhr Früh schleppt er aus einem verstaubten Kellerabteil ein altes Motorrad, einen Kronleuchter und etliche Pfosten Holz in den Firmen-Lkw. Das Kellerabteil gehört zu einer Mietwohnung, die seit längerer Zeit unbewohnt ist. "Wahrscheinlich ist der Mieter verstorben", vermutet Otto, der auch bei der Entrümpelung hilft.
"Mitgenommen wird alles"
Die Räumung der Wohnung hat die Stadt Wien beauftragt, daher wissen die Arbeiter über die Hintergründe wenig. Es ist auch nicht wichtig. Bis ein Uhr nachmittags wird das Team brauchen, um die Wohnung von den Habseligkeiten des ehemaligen Mieters zu befreien. Dann ist auch der Lkw randvoll mit Müll, Kleinteilen und Möbel. "Mitgenommen wird immer alles. Zirka 80 Prozent gehen in die Entsorgung, 20 Prozent werden davon weiterverkauft", sagt Tauber. Vor einer Räumung oder einem Umzug werden die Räumlichkeiten begutachtet und wird ein Kostenvoranschlag erstellt.
"Erst vor zwei Wochen hatten wir einen Extremfall", meint Thomas, der gerade eine blaue, alte Couch vom ersten Stock nach unten schleppt. "Das war ein echter Sammler von Zeitungen und Videos. Bis oben an die Decke waren die Tageszeitungen gestapelt. Der Mann, der uns die Entrümpelung aufgetragen hat, hatte Angst, dass durch die Last der Boden durchbricht", erzählen die Arbeiter während einer Raucherpause.