Wien. Kaum eine andere Schule wird in Österreich so stark in Verbindung mit radikalem Islamismus gebracht wie jene in der Weisselgasse 28 in Floridsdorf. Hier könne der Islamische Staat (IS) aus dem Vollen schöpfen, heißt es etwa. Die Rede ist von der Austrian International Schools (bis 2010: Al Azhar International Schools), eine islamische Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht. Sie beherbergt einen Kindergarten, eine Volksschule eine Neue Mittelschule und ein Oberstufenrealgymnasium. Etwa 250 Schüler besuchen die Schule.

Die einschlägigen Geschichten über die Bildungseinrichtung sind zahlreich: Jugendliche, die vor dem Schulgebäude selbstbewusst mit ausgestrecktem Zeigefinger das Zeichen der Männer des IS imitieren. Ehemalige und derzeit tätige Lehrer und Schüler, die der "Wiener Zeitung" von "extrem eingestellten Mitschülern" und deren Eltern erzählen. Diese seien der Meinung, dass man im Namen der Religion Ungläubige abschlachten dürfe, um die reine Form des Islam wiederherzustellen, so die Schilderungen.

Nicht zu vergessen der Fall der Schüler, die sich beim Musikunterricht die Ohren zuhalten und den Lehrer dabei anschreien, dass Musik "haram" (verboten) sei, wie ein Lehrer dem Stadtschulrat vor vier Wochen in einem Brief mitteilte. Der Fall ging durch die Medien. Der Musiklehrer wurde kurze Zeit später von der Schule entlassen. Auch der Stadtschulrat räumt ein, dass es mit der seit 14 Jahren bestehenden Schule immer wieder Probleme gibt.

Der Schulerhalter Hassan Mousa verteidigt sich nun im Gespräch mit der "Wiener Zeitung": "Wir sind eine der wenigen islamischen Schulen, die ein unbefristetes Öffentlichkeitsrecht haben", sagt er. Und weiter: Man würde dieses nicht bekommen, wenn man nicht "x-mal" geprüft worden wäre. Ein unbefristetes Öffentlichkeitsrecht hat allerdings nur die Volksschule, alle anderen Schultypen in der Privatschule müssen jedes Jahr neu geprüft werden.

Dialog mit Extremisten
statt Schulausschluss


Entgegen anderslautenden Vorwürfen gebe es in der Schule nur zwei Stunden Religion in der Woche, sagt Mousa. Der ägyptische Al-Azhar-Lehrplan mit Fächern wie Islamisches Recht oder Koraninterpretationen wurde hingegen vor vier Jahren abgeschafft. Damals wurde auch der Vertrag mit der ägyptischen Mutterorganisation gekündigt. Seitdem wolle man als "selbständige österreichische Organisation" auftreten, sagt der Schulerhalter. Heute würden in der Schule keine Fächer mehr angeboten werden, die nicht dem österreichischen Lehrplan angehören.

Dass es in der Schule Familien mit extremistischen Ansichten gibt, leugnet Mousa allerdings nicht. Er spricht von etwa zehn Eltern, die "ihre eigenen Ansichten und Interpretationen zum Islam" haben. "Diese Leute gibt es in der Gesellschaft. Das ist ein Faktum", sagt der Schulerhalter. Ein Ausschluss aus der Schule ist für ihn aber keine Alternative. "Wenn wir diesen Leuten die Türe verschließen, dann werden ihre Kinder nur häuslichen Unterricht erfahren. Ist das im Sinne der Integration, oder ist es besser im Dialog mit solchen Eltern zu bleiben und die Kinder in eine öffentliche Schule zu geben?" Vielmehr zahle es sich aus, mit diesen Eltern jeden Konflikt einzugehen, betont Mousa. Und wenn es auch nur darum geht, dass die Tochter am Turn- oder Schwimmunterricht teilnimmt.

Der Musiklehrer, der mit seinem Brief vor vier Wochen für mediales Aufsehen sorgte, sei nicht aufgrund des Briefes entlassen worden, sagt der Schulerhalter. Der Lehrer habe vielmehr pädagogische Standards nicht eingehalten. Mehr wolle er dazu aber nicht sagen.

Das schlechte Image der Schule in der Öffentlichkeit sei ungerechtfertigt, meint Mousa. Die Schule würde sich nicht wirklich von anderen öffentlichen Schulen unterscheiden. Am Ende des Gesprächs sagt er: "Sie können gerne jederzeit auch ohne Anmeldung vorbeikommen und sich ein Bild machen."