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Steinhof soll sozial bleiben

Von Ina Weber

Politik
Drei typische Jugendstil-Pavillons (v.l.n.r. 11, 9 und 15) mit ihren großzügigen Grünflächen. Eine Bebauung zwischen den Pavillons wird auch in Zukunft nicht möglich sein.
© Gisela Erlacher / WSE

Anfang 2016 starten die Bauarbeiten auf dem Otto-Wagner-Areal in Penzing - rund 220 Mietwohnungen werden errichtet.


Wien. Im Jahr 2025 wird der letzte Patient das Otto-Wagner-Areal verlassen haben. Dieses wird nun endgültig umgebaut. Aufgrund des neuen Spitalskonzeptes der Stadt Wien - wo Spitäler geschlossen und neue entstehen werden - wird das Otto-Wagner-Spital als eines von elf Wiener Gemeindespitälern geschlossen, und die jeweiligen Abteilungen werden sukzessive abgesiedelt.

Im Vorfeld wurde heftigst protestiert. Zahlreiche Petitionen gegen den Umbau wurden eingereicht. Für viele sollte das gesamte Areal im 14. Bezirk, welches im Jahr 1907 von Otto Wagner als sozial gerechte medizinische Versorgung von "Geisteskranken" geplant wurde, unter Weltkulturerbe gestellt werden. Die Petitionen dazu werden derzeit noch im Rathaus behandelt.

Die Stadt Wien ist einen anderen Weg gegangen. Unter Einbeziehung der Bürger wurden Mediationen durchgeführt, ein Experten-Gremium eingesetzt und Vorschläge für ein Nutzungskonzept erarbeitet. Dabei wurde festgehalten, dass das Areal im Besitz der Stadt Wien bleibt, die rund 50 Pavillons saniert werden, die Grünflächen erhalten bleiben und lediglich der Ostteil mit zehn maximal vierstöckigen Wohnbauten verbaut wird. "Das historische Ensemble bleibt denkmalgeschützt, das Areal bleibt erhalten und es bleibt öffentlich zugänglich und belebt", sagte Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou am Freitag. "Nicht nur die grünen Flächen zwischen den Pavillons, auch die Grünstreifen bleiben erhalten", betonte Sozialstadträtin Sonja Wehsely. Die Grünflächen werden von Bauland in Grünland umgewidmet. Auch die zentrale Sichtachse Pathologie und Kirche wird laut Stadt frei gehalten. Das gesamte Erholungsgebiet Steinhof-Gründe bleibt erhalten.

Was genau in die alten Pavillons hineinkommt, wurde noch nicht konkretisiert. Von privaten medizinischen Einrichtungen bis zu Privatuniversitäten sei bereits Interesse bekundet worden. Einen Mix aus Wissenschaft, Bildung, sozialen Zwecken, Kunst und Kultur, Gesundheit, Wohnen, Erholungs- und Sportangeboten stelle man sich vor. Die Stadt will aber für alle Vorschläge "offen bleiben". "Tag und Nacht soll dort auch in Zukunft Leben stattfinden, deshalb sind die Wohnungen so wichtig", sagte Vassilakou zur "Wiener Zeitung".

Keine teuren Eigentumswohnungen

In jedem Fall werden keine teuren Eigentumswohnungen errichtet werden, sondern Mietwohnungen. Die Gesiba wird zehn neue Wohngebäude im Rahmen des sozialen Wohnbaus bauen. "Gerade hier tragen wir eine besonders hohe gesellschaftliche und soziale Verantwortung", sagte Gesiba-Generaldirektor Ewald Kirschner. Die Wohnhäuser sollen sich in das Gesamtbild einfügen und werden wie Pavillons aussehen. Insgesamt entstehen 140 neue Mietwohnungen. Weitere 60 bis 80 Wohnungen sollen durch Umnutzung in bestehenden umliegenden Gebäuden untergebracht werden. Ein Viertel der Wohnungen wird für betreutes Wohnen reserviert, weitere Einheiten sind als Wohngemeinschaften für ältere Menschen, Menschen mit Behinderung oder für Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen geplant. Einen Neubau gibt es dort schon. Die stationäre orthopädische Rehaklinik hat im Jahr 2013 eröffnet. Diese soll nun adaptiert und durch eine neurologische Rehabilitation erweitert werden. Zusätzliche 70 Einzelzimmer werden mittels Zubaus bis Anfang 2017 in Betrieb genommen.

Der konkrete Fahrplan sieht vor, dass mit Anfang 2015 zunächst einmal das Widmungsverfahren gestartet werden kann, welches rund 12 Monate dauern wird. Die WSE (Wiener Standortentwicklung GmbH), ein Unternehmen der Wien Holding, erarbeitet ein Nachnutzungskonzept, ein Verkehrskonzept, einen Plan für die Absiedelungen und Einziehenden und ein Konzept für die Organisation des gesamten Areals. "Ich könnte mir vorstellen, dass die zuständigen Magistrate, etwa für Müllabfuhr oder Straßenräumung, auch für dieses Areal zuständig sind", so Sigrid Oblak, Wien-Holding-Geschäftsführerin, zur "Wiener Zeitung". Das Areal soll weitgehend autofrei bleiben. Zwei Sammelgaragen sind angedacht, Lieferverkehr müsse aber möglich sein.

Die alten Pavillons mit einer Gesamtfläche von rund 100.000 Quadratmetern werden sukzessiv saniert. An den Gebäuden selbst werden aber nur minimale Veränderungen vorgenommen, etwa für einen barrierefreien Zugang. Alle Änderungen müssen laut Stadt in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt erfolgen. Die Sanierungskosten werden laut Oblak bei 1500 Euro bis 4000 Euro pro Quadratmeter liegen. Man müsse hier sehr individuell agieren, sagte sie. Ziel sei es aber, dass das Gebiet sich wirtschaftlich selbst trägt. Die Nutzungsrechte für die Pavillons werden nur zeitlich begrenzt vergeben werden. "Das wünschen sich die Bürger, und das empfehlen die Experten. Aufgabe der WSE wird es sein, die Pavillons mit ihren verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten wie Puzzlesteine zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzufügen", so Oblak.

Keine Patienten werden mehr das Areal bevölkern, sondern Menschen, die dort arbeiten, leben oder sich aufhalten. Die Bauarbeiten für die Wohngebäude werden Anfang 2016 beginnen und im Jahr 2019 beendet sein. Die ersten Pavillons können Ende 2017 bezogen werden. Dann kann der erste Mieter das geschichtsträchtige Areal bewohnen.

Info-Point
Interessierte Bürger können sich beim Infopavillon vor Ort ein Bild machen. Die Ansprechpartner der WSE stehen jeden Dienstag und Donnerstag von 15 bis 18 Uhr zur Verfügung.

Otto-Wagner-Areal,
14., Baumgartner Höhe 1