
Wien. Hoher geistlicher Besuch weilt derzeit in Wien. Der neue syrisch-orthodoxe Patriarch Mar Ignatius Aphrem II. wird nämlich persönlich der Übergabe eines katholischen Gotteshauses an seine Konfession beiwohnen. Die Pfarrkirche Maria vom Berge Karmel (benannt nach jenem Orden, der um 1150 am Karmelgebirge im Heiligen Land gegründet wurde) am Stefan-Fadinger-Platz in Favoriten ist passenderweise künftig dem Heiligen Aphrem (er lebte im 4. Jahrhundert im heutigen syrisch-türkischen Grenzgebiet) geweiht, der als bedeutender Theologe und Kirchenlehrer des frühen Christentums bis heute maßgeblich die syrisch-orthodoxe Kirche prägt.
Die Übergabe durch Erzbischof Christoph Schönborn findet diesen Sonntag um 9.30 Uhr statt, im Anschluss zelebriert der Patriarch um 10 Uhr die feierliche Pontifikalliturgie. Für die bisherige katholische Pfarrgemeinde und die ebenfalls dort ansässige Philippinische Gemeinde bedeutet dies Abschied und Neubeginn: Sie ziehen vom Stefan-Fadinger-Platz weg, bleiben aber in Favoriten. Sie integrieren sich in die Kirchen der neuen Großpfarre Christus am Wienerberg, die durch die Fusion der bisherigen Pfarren Salvator am Wienerfeld (Wienerfeldgasse 11), Zu den Heiligen Aposteln (Salvatorianerplatz) und Zum Heiligen Franz von Sales (Holeyplatz) entsteht.
Damit ist nach der Übergabe der Pfarrkirchen St. Antonius im 15. Bezirk an die rumänisch-orthodoxe Gemeinde und Neulerchenfeld im 16. Bezirk an die serbisch-orthodoxe Gemeinde ein weiterer Schritt in der laufenden Strukturreform der Erzdiözese getan. Im Laufe der zweiten Hälfte des kommenden Jahres sollen dann die neuen Pfarrverbände in den Stadtdekanaten 10, 15, 16 und 19 nach und nach eingeweiht werden. Während sich die katholische Kirche sozusagen gesundschrumpft und neue Modelle fürs Pfarrleben erarbeitet, haben die orthodoxen Gemeinden nun mehr Kirchenräume zur Verfügung.
Hilfe unter Schwesterkirchen hat in Wien Tradition
Die Übergabe katholischer Gotteshäuser ist aber in Wien eigentlich nichts Neues. Schon im Jahr 1974 hat etwa der seinerzeitige Erzbischof Franz König die alte Lainzer Pfarrkirche an die damals neue syrisch-orthodoxe Gemeinde übergeben - auch diese ist seither dem Heiligen Aphrem geweiht. Die syrisch-orthodoxe Gemeinde, die fast 4000 Mitglieder umfasst, hat somit nun vier Kirchen in Wien zur Verfügung, nämlich im 2., 10., 13. und 21. Bezirk.