Wien. Der Umbau der Wiener Mariahilfer Straße verlief laut aktuellem Stadtrechnungshofbericht nicht unholprig. Demnach wurde die Ausschreibung vor der Bürgerbefragung erstellt, bei der die Anrainer eine weitere Querung urgierten: Das Projekt war schon längst im Planungsstadium, als im März 2014 die mit Spannung erwartete Bürgerbefragung abgehalten wurde. Diese führte letztendlich dazu, dass die in der ursprünglichen Variante nicht vorgesehene Querungsmöglichkeit Schottenfeldgasse bzw. Webgasse eingerichtet wurde. Eine nachträgliche "Anpassung" des Prestigeprojekts wurde nötig.

Die eilige Vorgehensweise könnte mit dem Ur-Terminplan zu tun haben. Denn der Stadt-RH hat entdeckt, dass der Umbau ursprünglich bis 2018 hätte dauern sollen. Der Zeitraum wurde jedoch reduziert. Der Abschluss des Gesamtprojekts soll heuer im Sommer erfolgen, also vor der Wien-Wahl - falls diese im Herbst und nicht früher stattfindet. Die MA 28 betonte am Mittwoch, dass das Projekt unter "hohem öffentlichen Druck" umgesetzt wurde.

"Es habe nachträgliche Veränderungen gegeben, die jedoch bei solchen Projekten üblich seien, wie beteuert wurde. Trotzdem: Der Stadtrechnungshof empfahl, künftig vor einer Ausschreibung die Klärung sämtlicher Details eines Großprojektes abzuwarten. Auch eine Neuorganisation der Baustellenkoordination wurde erbeten. Sie war im Fall der Mariahilfer Straße mit den Bauleistungen ausgeschrieben, was die Gefahr einer Interessenskollision in sich berge, wie der Stadt-RH befand. Die MA 28 sicherte zu, künftig gesonderte Vergabeverfahren durchzuführen.

Die Einhaltung des Gesamtkostenrahmens von 24,93 Millionen Euro wird sich übrigens laut RH-Schätzungen ausgehen. Gelobt wurde, dass ausgebautes Pflastermaterial wieder verwendet wird, was eine Kostenersparnis von rund 160.000 Euro gebracht habe.

Falsche Rad-Hochrechnung

Zahlen zum Radverkehr in Wien sind offensichtlich mit Vorsicht zu genießen. Diese Annahme legt zumindest ein weiterer am Mittwoch veröffentlichter Stadtrechnungshof-Bericht nahe. Die Prüfer kritisieren darin nicht nur die Zählmethoden, sondern sie bestätigen auch Fehler der Mobilitätsagentur bei der umstrittenen Winter-Umfrage aus 2013. Verbesserungsbedarf sieht die Kontrollbehörde zudem bei der Budgetplanung, weil die Ausgaben teilweise um bis zu 11 Prozent überschritten wurden.

Die Prüfer nahmen jene Umfrage von 2013 unter die Lupe, wonach 250.000 Wiener auch im Winter per Bike unterwegs sein würden. Kurz darauf musste diese Zahl wegen "Rechenfehler" deutlich nach unten korrigiert werden. Der aktuelle Bericht bestätigt nun die Unkorrektheit der Zahlen. Der Grund: Für die Rohdaten wurden lediglich Radbesitzer befragt. Die Mobilitätsagentur schloss daraus aber auf die Wiener Gesamtbevölkerung.

Ungereimtheiten fanden sich aber auch in den Radstatistiken der Agentur. Kritisiert wurde etwa die Methode der händischen Bikerzählungen. Denn in den Jahren 2011, 2012 und 2013 wurden die Zahlen jeweils an anderen Stellen und in unterschiedlicher Gewichtung nach Bezirken erhoben, wodurch eine Vergleichbarkeit nicht möglich sei. "Diese Vorgehensweise verantwortet die MA 46 und nicht wir", rechtfertigte sich die Agentur am Mittwoch.

Dennoch gelobt die Mobilitätsagentur in den - im Bericht enthaltenen Stellungnahmen - Besserung. Die Opposition fordert die Auflösung der Agentur.