Wien. Der "Akademikerball" der Wiener FPÖ wird die Wiener Innenstadt in Atem halten. Die Polizei rechnet bei den insgesamt 14 angemeldeten Kundgebungen gegen den früheren "Burschenschafterball" mit 6.000 Demonstranten. Polizeipräsident Gerhard Pürstl hat den Einsatz von 2.500 Beamten angekündigt, um Ballbesucher und Demonstranten zu trennen.

Bis 2.000 Gäste erwartet

Organisator Udo Guggenbichler rechnet mit 1.500 bis 2.000 Gästen beim Akademikerball. Die angekündigten Proteste von Aktivisten in den Ballsälen sieht der Wiener FP-Gemeinderat gelassen. Einige hätten angekündigt, die "Internationale" zu singen, das sei ihm aber "wurscht". "Jeder Gast, der sich ordentlich kleidet und ordentlich benimmt, ist willkommen", so Guggenbichler gegenüber der APA.

Guggenbichler geht angesichts der Zusagen der Polizei außerdem davon aus, dass die Gäste trotz der Demonstrationen ungehindert zum Ball kommen können: "Die Polizei gewährleistet, dass es die Zufahrt für Ballgäste geben wird."

Weil einige Aktivisten angekündigt haben, den Ballgästen die Zufahrt zu blockieren, ist das Dreieck zwischen Hofburg, Schwarzenbergplatz und Museumsquartier seit 16.00 Uhr gesperrt. Bus- und Straßenbahnlinien verkehren entweder nicht oder werden kurz geführt. Zutritt erhalten nur Anrainer, Ballgäste, die Exekutive und - anders als 2013 und 2014, wo das Platzverbot auch für Medien galt - akkreditierte Journalisten. Auch auf das im Vorjahr großflächig ausgesprochene Vermummungsverbot haben die Behörden diesmal verzichtet.

Konzerte und Reden von Holocaust-Überlebenden

Unmittelbar außerhalb der Sperrzone haben sich die Gegendemonstranten angekündigt: Kundgebungen werden sowohl am Maria-Theresien-Platz zwischen Naturhistorischem und Kunsthistorischem Museum als auch am Heldenplatz stattfinden. Letztere wird ab 19:00 Uhr vom antifaschistischen Bündnis "Jetzt Zeichen setzen" veranstaltet und u.a. von ÖH, Grünen und SOS-Mitmensch unterstützt. Geplant sind ein Konzert sowie Reden u.a. von Holocaust-Überlebenden.

Um 17:00 Uhr startet die "Offensive gegen Rechts" ihren Demonstrationszug vor der Universität Wien. Die Organisatoren haben auch Demonstrationen an drei "Blockadepunkten" außerhalb der Sperrzone in der Innenstadt (Kohlmarkt, Freyung und Löwelstraße) angekündigt. Untersagt hat die Polizei dagegen die Kundgebung des NOWKR-Bündnisses - wegen dessen mangelnder Distanzierung von gewalttätigen Aktionen.

Polizei sieht NOWKR als kriminelle Organisation

Am Freitag legte die Wiener Polizei noch einmal nach und erstatte gegen das NOWKR-Bündnis eine Anzeige wegen Bildung einer kriminellen Organisation. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien erklärte, dass die Anzeige derzeit geprüft werde. Konkrete Tatverdächtige werden in der Anzeige gegen unbekannte Täter nicht genannt. Die Polizei begründet die Anzeige damit, dass NOWKR zu Gewalt aufgerufen habe

Blockadeversuche

Blockadeversuche der NOWKR-Sympathisanten könnte es trotzdem geben. "Uns erscheint es sinnvoll, morgen ab 18:30 in der Gegend rund um das Burgtor unterwegs und aktiv zu sein", verlautete am Donnerstag am Twitter-Account des Bündnisses. Seitens der Polizei hieß es dazu, man werde in Abhängigkeit von der Lage darauf reagieren. Kritik an der Untersagung der NOWKR-Demo kam am Freitag von der ÖH der Universität für angewandte Kunst, die via OTS von einer präventiven Kriminalisierung antifaschistischer Proteste sprach.

Der Mittelschüler Kartellverband rief die demonstrierenden "linken, anarchistischen und antifaschistischen" Gruppierungen auf, für gewaltfreie und friedliche Demonstrationen zu sorgen. MKV-Vorsitzender Helmut Kukacka sorgte sich in einer Aussendung auch um die Sicherheit der eigenen Mitglieder: Denn die Demonstranten würden häufig keinen Unterschied zwischen schlagenden Burschenschaften und den (ähnlich gewandeten, Anm.) "katholisch-farbentragenden Studenten- und Mittelschülerverbindungen" machen. In der Vergangenheit sei es deshalb regelmäßig zu Übergriffen gekommen.