Wien. Die Kaiserwiese im Prater hat eine lange Geschichte. Bereits 1895 errichtete Gabor Steiner mit der Vergnügungsstadt "Venedig in Wien" einen der ersten Themenparks der Welt. "Wir gehen heute Abend nach Venedig", sagten die Wiener damals gerne. Als die Begeisterung um 1900 nachließ, folgte anstelle der nachgebauten Lagunenstadt ein Sommertheater, später das "Etablissement Kaisergarten" mit weiteren Vergnügungsstätten und Restaurants.

Auch heute noch wird die Kaiserwiese vor dem Riesenrad sieben bis acht Mal pro Jahr für Veranstaltungen genutzt, von Konzerten bis Wiener Wiesn und Dinnershow. "Zu oft und zu kommerziell", sagen die Vertreter der "BürgerInneninitiative Kaiserwiese Für Alle!", die um den Erholungswert der Parkfläche fürchten. Vergangenen Herbst hat Mitinitiator Eric Kläring nach der "Wiener Wiesn" die Facebook-Plattform "Kaiserwiese Für Alle!" ins Leben gerufen (die "Wiener Zeitung" berichtete).
Umgepflügtes, meterhoch eingezäuntes Schlammfeld
Anrainer und Interessenten dokumentieren darauf den Zustand der Wiese, die sich seit dem Fest im Oktober als umgepflügtes, meterhoch eingezäuntes Schlammfeld zeigt. "Wir sind nicht generell gegen Veranstaltungen auf der Wiese, aber seit der ,Wiesn hat sich die Lage zugespitzt", sagt Kläring. "Durch die pausenlose Belegung mit Großveranstaltungen und deren wochenlangen Auf- und Abbauzeiten ist sie über Monate abgesperrt und nicht öffentlich nutzbar." Auch Folgeschäden für Natur und Bäume seien zu vermuten.
Die Bürgerinitiative will deshalb nun eine Petition im Gemeinderat "für den Erhalt der Wiese als ganzjährig kostenlos nutzbarer Erholungsraum für alle" einbringen. Seit Herbst werden dafür Unterschriften gesammelt; die 500 benötigten habe man bereits beisammen. "Das Thema brennt, denn die Bezirkspolitik hat durchblicken lassen, die Wiese noch heuer in einen Schotterrasen umwandeln zu wollen, der bevorzugt als Boden für Feuerwehrzufahrten und Parkplätze eingesetzt wird", sagt Kläring. "Es wäre dann noch einfacher, darauf Veranstaltungen abzuhalten. Wir befürchten, dass hier eine schleichende Umwidmung vollzogen wird."
Der Leopoldstädter Bezirksvorsteher Karlheinz Hora will sich derzeit nicht zur Kaiserwiese äußern. Aus seinem Büro heißt es, er wolle erst abwarten, zu welchen Ergebnissen der bezirksinterne Arbeitskreis des Umweltausschusses kommt, in dem Vertreter aller gewählten Bezirksparteien zurzeit das Thema Kaiserwiese behandeln. Wann die Ergebnisse präsentiert werden, stehe noch nicht fest. Fix ist, dass die Bezirksvorstehung in den nächsten Monaten eine Bürgerversammlung für die Bewohner des zweiten Bezirks einberufen muss, um über die künftigen Pläne für die Kaiserwiese zu informieren. Das haben die Leopoldstädter Grünen im Dezember in einer Bezirksvertretungssitzung per Minderheitenrecht erwirkt. SPÖ und ÖVP hätten den Antrag mit Hinweis auf die bestehende Arbeitsgruppe zur Kaiserwiese abgelehnt, so die Grünen.