Zum Hauptinhalt springen

Damit es auch jeder versteht

Von Christian Rösner

Politik
© GSG

Zusammenleben im Gemeindebau: Ludwig zieht Bilanz und stellt Hausordnung mit Piktogrammen vor.


Wien. 17.000 Mal wird sie in den nächsten Wochen in allen Gemeindebauten ausgehängt, die neue Hausordnung. Mit kurzen Sätzen und fett gedruckt. Und damit sie auch wirklich jeder versteht, wird sie durch Piktogramme ergänzt. Denn: "Lange Texte werden ja bekanntlich nur noch in der Zeitung gelesen. Deswegen wurde die neue Hausordnung so gestaltet, dass sie für alle Menschen zugänglich ist", erklärte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig am Donnerstag. Schließlich findet man in manchen Gemeindebauten noch heute klein gedruckte Hausordnungen aus den 70er Jahren - vergilbt, verstaubt und nie von irgendjemandem beachtet.

Die neuen "10 Gebote" der Hausordnung umfassen nun etwa ein Piktogramm mit einem Rufzeichen, das Respekt und Rücksichtnahme von allen Bewohnern einfordert. Ein anderes Piktogramm mit Sprechblasen soll darauf hinweisen, dass Mitarbeiter von Wiener Wohnen dazu berechtigt sind, Empfehlungen auszusprechen oder Anordnungen zu treffen. Dann gibt es etwa noch den Stiefel, der ein Loch in eine Mauer schlägt - soll sagen: "Mutwillige Beschädigungen und Verunreinigungen stehen unter Strafe und werden geahndet."

Einmal mehr erinnerte der Wohnbaustadtrat am Donnerstag an die 2008 durchgeführte Umfrage in den städtischen Wohnhäusern, wo sich die Mieter für eine bessere Einhaltung der Hausordnung ausgesprochen hatten. Deswegen habe die Stadt auch 2009 die Ordnungsberater ins Leben gerufen, die laut Ludwig alleine im Vorjahr mehr als 20.000 Kontrollen durchgeführt haben. Auf Basis des Wiener Reinhaltegesetzes sind diese sogar dazu berechtigt, Organstrafmandate auszustellen. Und das nicht ohne Grund, so Ludwig; wurden seit 2010 doch bereits 10.000 stehen gelassene Einkaufswagen in den Gemeindebauten eingesammelt.

Dass diese Maßnahme gewirkt hat, würden die rückläufigen Zahlen beweisen, wie Ludwig weiter ausführte: So sei im Jahr 2014 gegenüber 2010 die Anzahl unerlaubt abgestellter Fahrzeuge sowie auch die Zahl der Sperrmüllablagerungen um fast 50 Prozent gesunken. Meldungen über nicht entsorgten Hundekot sind dem Stadtrat zufolge auf ein Fünftel des ursprünglichen Wertes zurückgegangen. In Summe mussten im Vorjahr nur zwei Anzeigen erstattet und 46 Organstrafmandate ausgestellt werden.

Mediation im Gemeindebau

Auch die 2010 als Nachbarschaftsservice eingeführten "Wohnpartner" seien Ludwig zufolge ein voller Erfolg gewesen. Mehr als 150 Mitarbeiter gehen seitdem in die Gemeindebauten hinein, reden mit den Menschen und bieten bei Problemen Mediationen an. Allein 2014 wurden mehr als 4000 Wohnhausanlagen besucht und 132.380 Kontakte aufgebaut. Es gab 12.790 Gespräche und 176 Mediationen, wie Ludwig erklärte.

Auf das Thema Sicherheit angesprochen, verwies der Stadtrat auf die Ausweitung der Videoüberwachung an neuralgischen Stellen, wie etwa Garagen, Keller, Müllräume und Aufzüge. Seit 2008 seien insgesamt 2981 Kameras montiert worden. "Die Erfahrung hat gezeigt, dass dadurch eine deutliche präventive Wirkung erzielt werden konnte. Der Rückgang bei Vandalismusschäden liegt immerhin bei 50 bis 70 Prozent", meinte Ludwig. Im Übrigen haben die Ordnungsberater auch die Möglichkeit, via Tablets auf die Überwachungskameras zuzugreifen, um etwa Sperrmüll-Sünder oder Mülltouristen in flagranti zu erwischen.

Trotzdem sind 2014 auf Grundlage von Videoaufzeichnungen zwei Mal Beschädigungen an Wohnhausanlagen bei der Polizei zur Anzeige gebracht worden. Zwölf Mal wurde Bildmaterial an die Polizei übermittelt, um bei der Aufklärung von Privatschäden am Eigentum von Mietern zu unterstützen. Mit diesen Maßnahmen und der neuen "verständlichen" Hausordnung hofft man nun, die Zahl der Zwischenfälle noch weiter reduzieren zu können.