Seit Montag kann man auf der Kaiserwiese nach der Sanierung wieder in der Sonne liegen. - © Lechner
Seit Montag kann man auf der Kaiserwiese nach der Sanierung wieder in der Sonne liegen. - © Lechner

Wien. Anrainer und Bürgerinitiative "Kaiserwiese Für Alle!" fürchten um den Erholungswert der Wiese durch zu viele und zu lange Veranstaltungen. Wirtschaftsvertreter und Praterunternehmer verteidigen diese. Nach dem Beschluss einer bezirksinternen Arbeitsgruppe sollen die Veranstaltungen künftig auf 60 Tage pro Jahr reduziert werden, inklusive Auf- und Abbau, so der Leopoldstädter Bezirksvorsteher Karlheinz Hora (SPÖ). Dem Großteil der Anrainer ist das zu wenig. Die Bürgerinitiative, die am Freitag 3200 Protestunterschriften im Petitionsausschuss einbrachte, fordert eine Reduktion auf 30 Veranstaltungstage. "Der Vorschlag des Bezirks ist nicht realistisch", so Eva Müller, Sprecherin der Initiative. "60 Tage gehen sich schon allein wegen der Wiener Wiesn nicht aus."

Derzeit wird die Wiese vor dem Riesenrad sieben bis acht Mal pro Jahr für Veranstaltungen genutzt. Das "Wiener Wiesn"-Fest und die monatelange Dinner-Show "Palazzo" sind dabei die größten Steine des Anstoßes. "Wir sind nicht generell gegen Veranstaltungen, aber nach der ,Wiesn‘ im Herbst hat sich die Lage zugespitzt", so Eric Kläring von der Bürgerinitiative (die "Wiener Zeitung" berichtete). "Die Kaiserwiese war über Monate ein meterhoch eingezäuntes Schlammfeld und bis vor kurzem öffentlich nicht nutzbar."

Bei der Bürgerversammlung am Montag beschwerten sich Anrainer zudem wiederholt über Lärmbelästigung während des Wiesn-Festes. "Drei Wochen lang scheppert es im Gemeindebau", so eine Anrainerin. "Bitte lassen Sie die Kaiserwiese eine Wiese sein", meldete sich ein 80-jähriger Leopoldstädter zu Wort. "Ich bin froh, dass ich nicht weit in die Natur habe. Wozu so viele Veranstaltungen hier?" Ein Anrainer aus der Rustenschacher Allee sieht das Geld im Vordergrund: "Die Kaiserwiese war Allgemeingut - jetzt wird Profit daraus gezogen, weg vom Nutzen für die Allgemeinheit." "Die Leute haben eine große Wut", meint ein AHS-Lehrer. "Es gibt kaum eine Wiese, wenn die Wiesn da ist. Den Rasen so zu zerstören, ist nicht notwendig." "Wenn man schon Veranstaltungen macht, dann solche, die die Wiese überlebt, und nicht solche, bei denen man danach einen Schotterrasen auftragen muss", so ein weiterer Anrainer.

Ein junger Mann aus dem Stuwerviertel hingegen versteht die Aufregung nicht: "Ich bin erstaunt, dass so viele Menschen genau neben einem Verkehrsknotenpunkt liegen wollen. Warum auf die Kaiserwiese einzementieren, wenn ich so viele Grünflächen, wie die Jesuitenwiese oder das Heustadlwasser, habe, die ich das ganze Jahr nutzen kann?" Ein anderer Bürger hält die Reduzierung der Veranstaltungstage für einen guten Kompromiss, denn: "Es ist gut, dass Menschen, die das wollen, auch hingehen können."