Wien. Lange Zeit gab es innerhalb des 7. Bezirks große regionale Disparitäten. Während der Teil, der die Mariahilfer Straße umfasst, über die Neubaugasse aufwärts bis hin zum Ring als belebt und gut erschlossen gilt, schluderten eher kahle Gegenden wie Teile der Burggasse, Neustiftgasse, Kaiserstraße und Westbahnstraße, wo sich ein geschlossenes oder verwahrlostes Geschäft ans nächste reihte, jahrelang vor sich hin und wurden dem Image vom lebenswerten und hippen Bezirk nicht wirklich gerecht. Die Kaiserstraße war und ist hierbei das Problemkind. Die Neugestaltung der Mariahilfer Straße und der dadurch gewonnene zusätzliche Bonusfaktor durch vermehrte Begegnungszonen für die Shopper tat das Übrige hinzu, um manche Seitenstraßen in Neubau noch unattraktiver aussehen zu lassen.
Doch in den vergangenen Monaten gab es eine vorsichtige Trendwende: Die kleinen Seitengassen in Neubau beginnen zu florieren, und dem Bezirk wird neues Leben eingehaucht. Vor allem die Kaufleute der Kaiserstraße und der Westbahnstraße krempeln ihre Ärmel hoch und bemühen sich durch eine Welle von gelungenen Neueröffnungen, dem Schluderimage zu entfliehen. Durch Einzelfachgeschäfte mit Qualitätsberatung will man der benachbarten größten Einkaufsmeile des Landes die Stirn bieten.
Wenn man im Frühling 2015 durch die Westbahnstraße und die Kaiserstraße spaziert, dann sieht man, dass streckenweise ein ganz frischer Wind weht: Innovative Shops, Jungunternehmer mit kreativen Ideen prägen das Straßenkonzept. Vom Biomarkt über das neumodische Strumpffachgeschäft im Pariser Stil bis hin zu Foto- und Fahrradfachgeschäften wird man fündig. Nicht nur die Außenfassaden werden hierbei auffällig hip gestaltet, sondern auch beim Interieur überlässt man nichts dem Zufall.
"Bei uns hat der Kunde alle Zeit der Welt, sich in Ruhe umzuschauen, und auch wir nehmen uns für jeden einzelnen Kunden sehr viel Zeit. Er kann auch vierzigmal nachfragen", erklärt etwa "Kaiser-Stuck"-Besitzer Martin Kastner, der seit Jahrzehnten in der Kaiserstraße ansässig ist und viele Umbrüche im Grätzel miterlebt hat. Auch wenn der Kunde beim ersten Besuch nicht gleich etwas kaufe, komme er zumindest oft wieder und werde im Optimalfall sogar zu einem Stammkunden, ist Kastner überzeugt. Der Fachmann hat sich mit anderen Geschäftsleuten in seiner Umgebung zusammengetan und will die Gegend wieder in Schwung bringen. Einig ist man sich hier, dass detaillierte Fachberatung und Qualität bei den Kunden gut ankomme und geschätzt werden.