462 Personen vermieten offiziell ihre Zimmer in Wien. 2013 waren es noch 62. - © Luiza Puiu
462 Personen vermieten offiziell ihre Zimmer in Wien. 2013 waren es noch 62. - © Luiza Puiu

Wien. Ein bisschen hat man die Entwicklung ja verschlafen. Vor zwei Jahren hat in der Wiener Wirtschaftskammer noch niemand von Airbnb gehört. Was soll das sein, dieses obskure Konzept seine eigenen vier Wände an Reisende zu vermieten? Touristen quartieren sich in Hotels und Ferienwohnungen ein. Punkt. "Ich sehe da keine große Gefährdung für die traditionellen Hotels", hat Martin Schick, der damalige Obmann der Hotelfachgruppe der Wiener Wirtschaftskammer 2013 gegenüber der "Wiener Zeitung" noch gesagt. Er war gelassen.

Heute ist man in der Wiener Wirtschaftskammer nicht mehr so gelassen. Immer mehr Touristen verzichten auf die traditionelle Hotelerfahrung. Roomservice, Concierge und Frühstücksbuffet waren gestern. Der Reisende von heute verlangt nach Lokalkolorit und das versprechen Online-Zimmer-Vermittler wie Airbnb, 9flats oder Wimdu. 4000 bis 5000 Wohnungen werden laut Schätzungen der MA 23 - dem Magistrat für Wirtschaft, Arbeit und Statistik - online privat vermietet. "Dreimal mehr als im Vorjahr", sagt Klemens Himpele, Leiter der MA 23. "Zurzeit steht man in Wien vor der Frage, welche Größenordnung das hat und wie relevant das für den Wohnungsmarkt generell ist", meint Himpele im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Da wir nicht wissen, wie viele ihr Zimmer temporär vermieten - was für den Wohnungsmarkt erstmals unproblematisch wäre - und wie viele das permanent tun, ist schwer zu sagen, welche Auswirkungen das auf den Wohnungsmarkt hat."

Doch es ist nicht der immer knapper werdende Wohnungsmarkt, der Wiens Hoteliers Kopfzerbrechen bereitet, sondern die neuen Hobbyhoteliers, die an ihrem Kuchen mitnaschen, ihn sich gar einzuverleiben scheinen - und nicht nach ihren Regeln spielen. Aus diesem Grund will man sich kommenden Dienstag im Wiener Rathaus treffen, um Grundregeln im Bereich der Privatzimmervermietung aufzustellen. Geladen sind Hoteliers, Wiener Tourismusverband sowie Vertreter der Mietervereinigung.

Stärkere Regulierung bei Privatzimmern gefordert


Denn der Hut brennt. Haben 2013 lediglich 62 Personen offiziell ihr Zimmer privat vermietet, sind es laut Wiener Tourismusverband mit Stichtag 1. Juni 2015 schon 462. Auch in puncto Nächtigungen verzeichnen private Vermieter immer bessere Ergebnisse. Während die Zahl der Touristen, die in Hotels übernachten Monat für Monat lediglich um einige Prozent im einstelligen Bereich - im Vergleich zum Vorjahr - steigt, ist die Zahl der Nächtigungen in Ferienwohnungen und Privatzimmern in manchen Monaten gar um 100 Prozent gestiegen.