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Begegnungszone, die zweite

Von Alexander Maurer

Politik

Wiens Grüne planen eine verkehrsberuhigte Landstraßer Hauptstraße.


Wien. Etwa eine Woche vor der Schlusssteinlegung des Umbaus auf der Mariahilfer Straße beleben die Grünen ihr Kernthema Mobilität. Am Dienstag präsentierte die Partei ihre Pläne zur Verkehrsberuhigung auf der Landstraßer Hauptstraße. Demnach soll die Verkehrsader des dritten Bezirks zu einer Begegnungszone von der Invalidenstraße bis zur Rochusgasse werden. Voraussetzung für das Vorhaben ist eine erneute Regierungsbeteiligung der Grünen nach der Wien-Wahl am 11. Oktober.

Mehr Platz für Fußgänger

"Das dominierende Element der Landstraßer Hauptstraße der Zukunft ist der Fußgänger", erklärt Verkehrsplaner Harald Frey, der die Hauptstraße im Auftrag der Grünen in einer Studie analysiert hat. Werktags bewegen sich allein im Bereich Rochusmarkt 19.000 Menschen täglich zu Fuß, sagt er. Während die vierspurige Straße nicht mit Autos ausgelastet ist, haben Fußgänger und Radfahrer zu wenig Platz. Als Maßnahmen fordert der Studienautor mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer sowie Rad-Stellplätze und eine Geschwindigkeitsreduktion des Autoverkehrs auf 20 km/h. Autofahrern soll dennoch genug Platz für die Durchfahrt, Parken oder den Zugang zu den Tiefgaragen eingeräumt werden.

Knapp 60 Autoparkplätze würden den Umbauarbeiten zum Opfer fallen, erklärt Frey. Diese sollen aber auf die umliegenden Parkhäuser ausgelagert werden. Zusätzlich kommen mit der Tiefgarage der in Bau befindlichen Postzentrale am Rochusmarkt 200 Stellplätze hinzu.

Angepasste Einstiegshöhen bei den Haltestellen und der Einsatz von Gelenkbussen soll wie bei der Mariahilfer Straße gewährleisten, dass die Buslinie 74A ohne Beeinträchtigungen weiterfahren kann. Eine Begegnungszone - allerdings ohne Autoverkehr - auf der Straße gibt es bereits vor dem Bahnhof Wien Mitte. Das Miteinander von Busverkehr, Radfahrern und Fußgängern funktioniere dort problemlos, sagt die grüne Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Eva Lachkovics. Laut der Politikerin sei das Interesse der Landstraßer Bevölkerung an dem Projekt groß. Die Neugestaltung soll von Anfang an gemeinsam mit den Anrainern erfolgen, verspricht Lachkovics. Auch mit dem Verein der Landstraßer Kaufleute sei bereits sie im Gespräch. Hier gebe es weitaus weniger Widerstand als bei der Mariahilfer Straße , betont sie. Eine der geplanten Maßnahmen ist übrigens auch die Vergrößerung der derzeitigen Ladezonen. Bei der Mariahilfer Straße klagten die Kaufleute noch über zu wenig Mitspracherecht.

Angst um den Rochusmarkt

Die Begegnungszone soll auch die Sorge der Standlbetreiber am Rochusmarkt über das neue 5000 Quadratmeter große Einkaufszentrum im anliegenden Postgebäude lindern. Es ist bereits der dritte Shoppingtempel im Umkreis neben der Galeria und The Mall. Wünschenswert wäre es, statt großer Ketten kleine Geschäfte unterzubringen, die der Landstraße noch fehlen, meint Lachkovics. Geplant ist jedoch unter anderem ein Supermarkt. Auch wenn dieser dem Rochusmarkt Kaufkraft wegnehmen würde, profitieren die Standler von den 1300 Menschen, die in Zukunft im Postgebäude arbeiten, versucht Lachkovics zu beruhigen.

Harald Frey rechnet mit einem Jahr intensiver Bauzeit. Verkehrsbeeinträchtigungen gebe es keine, da die vier Spuren der Landstraßer Hauptstraße es ermöglichen, stets eine Fahrtrichtung offen zu lassen. Verstopfte Nebenstraßen wie im Fall der Mariahilfer Straße erwartet Frey nicht, da es derzeit "zu viel Fahrbahn für zu wenig Autos" gebe. Er rechnet für die Verkehrsberuhigung auf der Landstraßer Hauptstraße mit Kosten von etwa drei Millionen Euro. Abhängig sei dies davon, wie stark in Einbauten (Kanalführung, Strom- und Wasserleitungen sowie Glasfaserkabel) eingegriffen werden müsse.

Verhandlungssache

Die Grünen wollen den Neubau der Landstraßer Hauptstraße zu einem Thema der kommenden Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ machen - zu denen es ihrer Meinung nach sicher kommen wird. "Ich bin sicher, dass sich eine rot-grüne Mehrheit wieder ausgehen wird", meint Eva Lachkovics im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch prophezeit der SPÖ, dass sie über die 37 Prozent, mit denen sie in aktuellen Umfragen liegt, nicht hinauskommen werde. "Ich glaube, rot-schwarz wird sich nicht ausgehen, denn wir werden zulegen und die ÖVP wird eher Stimmen verlieren".