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Grüne Chaosbeherrschung

Von Bernd Vasari

Politik

Bei der Wien-Wahl 2010 sorgten interne Streitereien bei den Grünen für ein schlechtes Wahlergebnis. Im derzeitigen Wahlkampf zeigt sich die Partei bislang in trauter Einigkeit. Die Jungen Grünen könnten nun aber für Unruhe sorgen.


Wien. Wie die Grünen ihre Politik durchbringen, das wissen sie. Das zeigte die Partei in der vergangenen Legislaturperiode, wo sie sich als Einheit präsentierte und die Stadt mit ihrer Verkehrspolitik aufmischte. Sobald es hingegen in Richtung Wahl geht, zerbröselt stets ihre politische Kompaktheit.

Bei der vergangenen Wien-Wahl im Jahr 2010 sorgten interne Streitereien - die noch dazu an die Öffentlichkeit getragen wurden - in den Bezirken Josefstadt und Mariahilf für Abspaltungen und ein wienweites Wahlergebnis, das weit unter den Erwartungen lag. Durch das entstandene Chaos konnte die Partei nur 12,64 Prozent erreichen. Der Stimmenverlust zu 2005 betrug 1,99 Prozent und mit Neubau konnte man nur einen Bezirk in Wien gewinnen.

"Wir wollen unser bestes Wahlergebnis aller Zeiten"

Für die Wahl 2015 bemüht sich die Partei nun um Chaosbeherrschung vor dem Urnengang. "Wir wollen unser bestes Wahlergebnis aller Zeiten in Wien, Nummer eins bei den Jungen werden und sieben Bezirksvorsteher stellen", gibt Spitzenkandidatin und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou das Ziel vor. Sollte es allerdings wieder einen Stimmenverlust geben, werde sie zurücktreten.

Von Streit und möglichen Stimmenverlusten kann bislang aber keine Rede sein. Die grüne Spitzenkandidatin hat es geschafft, ihre Partei im Wahlkampf zusammenzuhalten. Aufbrodelnde Gerüchte, wie zuletzt nach der Debatte um das Wiener Wahlrecht, werden sofort im Keim erstickt.

Auch die Umfragen sind positiv. Neben einem prognostiziertem Wachstum von bis zu 15 Prozent könnten die Grünen neben Neubau, auch die Bezirke Innere Stadt, Wieden, Mariahilf, Josefstadt, Alsergrund und Währing gewinnen. Am Donnerstag wurden die sieben möglichen Bezirksvorsteher präsentiert. Gegenseitiges Schulterklopfen und Komplimente zwischen den Kandidaten sowie pausenloses Zahnpastalächeln sollten zeigen, dass die üblichen Streitereien vor der Wahl Schnee von gestern sind.

Thematisch waren sich die grünen Bezirkspolitiker ebenso einig. Man wolle Durchzugsstraßen kappen, Weltoffenheit fördern und mehr Freiraum im öffentlichen Raum.

Junge Grüne fordern Legalisierung von Cannabis

Alexander Hirschenhauser würde als Vorsteher des 1. Bezirks alle zwei Gehminuten Sitzbänke aufstellen, Bäume pflanzen und den Schwedenplatz neu gestalten, Silvia Nossek in Währing das Parkpickerl einführen und Alexander Spritzendorfer den unter der Erde liegenden Alserbach in der Josefstadt an die Oberfläche holen.

Doch allen Bemühungen um traute Einigkeit zum Trotz forderten die Jungen Grünen zeitgleich die Legalisierung von Cannabis und forderten dabei, den Bezirken freie Hand für diesbezügliche "Modellprojekte" zu geben. Bei der Parteispitze scheint man darüber weniger erfreut zu sein. In einem kurzen Statement heißt es: "Cannabis sollte entkriminalisiert werden. Wenn man als Jugendlicher einen Joint raucht und deshalb später Schwierigkeiten bei der Berufsauswahl hat, ist das unangemessen. Ob das jedoch gerade wirklich das Thema ist, das die Stadt bewegt, muss jeder selbst beurteilen."