Wien. Die Aufregung um eine Vorstudie über islamische Kindergärten in Wien hat nun dazu geführt, dass sich Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) heute, Donnerstag, mit den Stadträtinnen Sonja Wehsely und Sandra Frauenberger (beide SPÖ) zu Gesprächen trifft. Einige der Trägervereine der untersuchten Einrichtungen stünden im Verdacht, extremistische Gruppierungen als Hintermänner zu haben.
Die Vorstudie schlug politisch Wellen. Wiens SPÖ unterstellte Kurz, es vor allem auf Schlagzeilen abgesehen zu haben. Entsprechend forderte Andreas Schieder, SPÖ-Klubobmann im Nationalrat den Integrationsminister auf, konkrete Fakten zu nennen, welche Einrichtungen vom Extremismus-Vorwurf betroffen seien. Sollten sich dann die behaupteten Verdachtsmomente tatsächlich bestätigen, ist dann aber auch Schieder für eine Schließung der betreffenden Einrichtungen. Ähnlich der Tenor aus dem SPÖ-geführten Rathaus.
Forderung nach
mehr Kontrollen
Wie Kurz plädiert auch Raphaela Keller, die Vorsitzende der Wiener Berufsgruppe der Kindergarten- und HortpädagogInnen, gegenüber der "Wiener Zeitung" für stärkere Kontrollen der Kindergärten. "Diese sollen vor allem von Menschen durchgeführt werden, die die Haupsprache der jeweiligen Einrichtung beherrschen", fügt sie hinzu. Es sei auch wichtig, dass in den Einrichtungen Deutsch vermittelt werde, da dies für das weitere gemeinsame Zusammenleben, das der Kindergarten fördere, wichtig sei.
Welche Rolle spielt überhaupt der Kindergarten? Dass der Kindergarten vor allem in der frühkindlichen Entwicklung einen hohen Stellenwert hat, bestätigt Birgit Hartel, wissenschaftliche Leiterin des Charlotte Bühler Instituts für praxisorientierte Kleinkindforschung. Dabei gehe es vor allem um die Denkfähigkeit und das Sprachvermögen, "aber auch die mathematische Frühentwicklung gehört dazu. Dort bietet der Kindergarten manchmal doch mehr und systematischer Anreize, als das in den Elternhäusern möglich ist", erklärt Hartel.
Der Besuch der Betreuungseinrichtung mache sich aber auch in der Sozialentwicklung bemerkbar. Die Kinder seien in der Regel durchsetzungsfähiger und selbstbewusster. "Das ist insofern nachvollziehbar, als Kinder im Kindergarten vermehrt mit Gleichaltrigen zu tun haben, auf die sie sich einlassen müssen, mit denen sie aber auch Kontakte knüpfen und Freundschaften bilden können. Hier lernen sie zudem, ihre Bedürfnisse ihnen gegenüber zu artikulieren", meint die Expertin.