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Neue Führungsstruktur für das AKH

Von Alexander Maurer

Politik

Strukturreformen, Bauprojekte und Leistungsplanungen sollen zur Weiterentwicklung und Entlastung des AKH beitragen.


Wien. Den Ausspruch "Dafür bin ich nicht zuständig" soll es im Fall des AKHs in Zukunft seltener geben. Denn Bund, Länder, das AKH und die Medizinische Universität Wien (MedUni Wien) haben am Mittwoch umfassende Vereinbarungen miteinander getroffen, die Finanzen, Bautätigkeiten und Leistungen neu regeln. Finanzminister Hans Jörg Schelling präsentierte das Ergebnis des seit 2011 laufenden Reformprozesses im Rektoratssaal der MedUni Wien und strich vor allem die künftig bessere Planungssicherheit hervor sowie die Klärung von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten, die bisher verworren waren.

Das AKH litt aufgrund seiner Doppelfunktion als Universitätsklinik und Gemeindespital unter undurchsichtigen Kompetenzen. Die Ärzte unterstanden als Angestellte der MedUni dem Bund, während für das restliche Personal die Stadt Wien zuständig war. Künftig wird die Geschäftsleitung von je einem Vertreter der MedUni Wien und einem des AKH besetzt werden und für das operative Geschäft zuständig sein. Ihr gegenüber steht ein Aufsichtsrat, bestehend aus je zwei Vertretern der Stadt und der MedUni - beide Rechtsträger des AKH.

Rege Bautätigkeit

Bis 2030 wollen Bund und Gemeinde 2,2 Milliarden Euro in das AKH investieren, wobei die Stadt Wien 60 Prozent der Kosten trägt. Allein 1,4 Milliarden Euro sind für Bau- und Infrastrukturprojekte geplant. Eines davon sei der "MedUni Wien Campus AKH" der am Spitalsgelände entstehen soll, erklärte Markus Müller, der Direktor der MedUni. Dieser werde drei Gebäude umfassen: ein Zentrum für translationale Medizin, eines für Technologie und eines für personalisierte Medizin. Am Zentrum für translationale Medizin (diese beschäftigt sich unter anderem damit, Forschungsergebnisse für die Praxis nutzbar zu machen), das derzeit mit 100 Millionen Euro budgetiert ist, sollen Grundlagenforschung sowie die Umsetzung neuer Präventions- und Therapieansätze gefördert werden. Die beiden anderen Gebäude sollen mittels Private Public Partnerships finanziert werden. Dies bedeutet, dass sich Firmen am Standort ansiedeln, die die Baukosten teilweise oder ganz übernehmen und die Gebäude dann an das AKH verpachten oder vermieten.

Ebenfalls wurde zwischen Bund und Stadt die Regelung des laufenden klinischen Mehraufwands für das AKH vereinbart. Diese soll die Mehrkosten, die dem AKH als Universitätsklinik für Forschung und Lehre entstehen, abgelten und ist seit den 1950er Jahren immer wieder Streitpunkt. Nun einigte man sich auf eine fixe jährliche Zahlung des Bundes an die Stadt Wien in Höhe von 40 Millionen Euro, spätestens 2024 wird neu verhandelt.

Ambulanz-Entlastung

Zwar werde sich am bisherigen Versorgungsanteil des AKH - er macht ein Viertel des Gesamtanteils der Gemeindespitäler aus - nichts ändern, jedoch sind im Bereich von Ambulanzen, Notfallaufnahmen und Rettungszufahrten Entlastungen geplant. Im Gegenzug sollen Primärversorgungszentren gefördert werden. Auch wird die Leistungsplanung zwischen dem AKH und den anderen Gemeindespitälern im Rahmen des "abgestuften Versorgungskonzepts" geregelt. "Beispielsweise hat die Forschung des AKH dazu geführt, dass Kataraktoperationen (Behandlung des grauen Stars, Anm.) tagesambulant durchgeführt werden können. Dieses Modell ist auf andere Spitäler ausgerollt. Am AKH werden Kataraktoperationen dann in reduziertem Maß durchgeführt und wir widmen uns stattdessen verstärkt der Netzhautchirurgie, um sie zu verbessern", erklärte AKH-Direktor Herwig Wetzlinger die Idee hinter der Leistungsplanung.

Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely versicherte, dass keine Leistungen der Ambulanzen zurückgefahren würden, solange der niedergelassene Bereich diese nicht kompensieren könne. Damit nahm sie auch die Ordinationsärzte in die Pflicht. "Es geht ganz stark um die Frage der Öffnungszeiten und des Leistungsspektrums", betonte sie. Zusätzliche Kassenverträge allein halte sie nicht für eine Lösung. Die Debatte mit dem niederglassenen Bereich würde jetzt "intensiv geführt werden", so Wehsely. "Jedenfalls ist es nicht zumutbar, drei Monate auf einen Kontrolltermin beim Augenarzt warten zu müssen", fügte sie hinzu.

Maximal 1500 Ärzte im AKH

In den Vereinbarungen ist auch die Deckelung der Zahl der Spitalsärzte im AKH auf 1500 vorgesehen. Dies entspräche dem derzeitigen Ist-Zustand, erklärte Herwig Wetzlinger gegenüber der "Wiener Zeitung". Die Deckelung gelte aber auch nach unten. "Stellenabbau würde sowieso nie stattfinden, ganz im Gegenteil: Wenn wir Mitarbeiter und vor allem Ärzte sehr lange ans Haus binden, sichern wir uns Erfahrung und Expertise", betonte er.

Wien ist das einzige Bundesland mit stetigem Bevölkerungszuwachs. Ist es da überhaupt sinnvoll, die Zahl an Ärzten im größten Spital des Landes zu deckeln? Wetzlinger versicherte, dass die demographische Entwicklung in der Planung berücksichtigt wurde. "Das geht sich mit unseren Ressourcen aus, wir müssen aber auch unsere Strukturen optimieren", merkte er an. Derzeit sei auch unter dem Gesichtspunkt jüngerer Entwicklungen wie der gestiegenen Anzahl an Asylwerbern "kein Anzeichen gegeben, dass wir unsere Pläne nicht realistisch angesetzt haben", fügte der AKH-Chef hinzu.