Wien. Es ist einer der schönsten Plätze Wiens mit einem fulminanten Ausblick über die Stadt. "Seit 33 Jahren hatte ich keinen einzigen Ruhetag", sagt Olaf Auer, der Pächter von Schloss Cobenzl. Wenn man Auers Café-Restaurant betritt, fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Marmortische, tapezierte Bänke in rot-goldenen Dekostoffen, goldene Statuten und Interieur aus den 1950er und 60er Jahren - Peter Alexander trifft hier auf Kaiserin Maria Theresia.
An einem der Marmortische breitet Auer seine Unterlagen aus. Ein Zettel mit handgeschriebenen Notizen, das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien, das Auer in jenem Jahr verliehen wurde, als der Pachtvertrag gekündigt wurde, und eine Mappe mit Zeitungsberichten von Beginn der 1980er Jahre. Damals wurde Olaf Auer als Retter des Cobenzl gefeiert - heute, 33 Jahre später, steht der Rechtsstreit mit der Stadt im Fokus der Berichterstattung.
Im Oktober 2012 wurde Auer das Kündigungsschreiben übermittelt - das zuständige Forstamt hat Eigenbedarf angemeldet. Am 31. Dezember 2013 trat die Kündigung in Kraft, ein Jahr später hätte Auer Schloss Cobenzl räumen sollen. Doch der ehemalige Flug-Lehrer blieb. Im Jänner 2015 brachte die Stadt eine Räumungsklage am Bezirksgericht Innere Stadt ein und bekam recht. Das Urteil, das seit Mitte der Vorwoche vorliegt, ist nicht rechtskräftig. Olaf Auer kann innerhalb der nächsten drei Wochen Berufung gegen den Räumungsbescheid einlegen. Doch davon berichtet der gebürtige Salzburger nur am Rande, wenn man ihn auf den Rechtsstreit anspricht.
Auer erzählt, dass sein Café eine wichtige Schutzhüttenfunktion für Wanderer hätte, er zählt Bälle und Konzerte auf, die er organisiert hat. Er schwärmt von seinen vergangenen 5-Uhr-Tee-Veranstaltungen. Er erklärt, dass es Krach mit seiner Familie gegeben hatte, da er das Hotel seines Vaters hätte übernehmen sollen. Und er erzählt Anekdoten wie unter anderem jene, dass er dem damaligen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger (1915-2000) im Rondeau nur einen Schoßplatz anbieten konnte. "Was ist denn bitte ein Schoßplatz?, hat Kirchschläger mich gefragt", sagt Auer.
Michael Häupl heiratete dort
Auer holt lachend einen Zeitungsartikel hervor, und liest sein Lieblingszitat vor. ",Den g’scherten Salzburger hamma braucht, damit er uns zeigt, wie es geht.‘ Hier steht es, sehen Sie!" Der Bericht stammt vom Februar 1982 - zur Zeit der Unterzeichnung des Pachtvertrages. Damals war Schloss Cobenzl eine Brandruine, 1975 zog der letzte Pächter aus, 1980 brannte es bis auf die Grundmauern ab.