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Neue Details zur Causa Semmelweis-Areal

Von Bernd Vasari

Politik

Baugrund wurde von der Stadt an Gewerkschaft verkauft, die dort Luxuswohnungen errichtet.


Wien. Nach den undurchsichtigen Vorgängen rund um den Verkauf von drei historischen Pavillons auf dem Semmelweis-Areal werden nun weitere fragwürdige Deals der Stadt bekannt. Laut dem "Kurier" wurde ein weiteres Grundstück auf dem Areal unter dem tatsächlichen Wert verkauft.

Für das auf dem Areal nordwestlich gelegene 8053 Quadratmeter große Grundstück bezahlte die Firma athome-Immobilien 4,6 Millionen Euro. Laut Vertrag dürfen dort Gebäude mit einer Größe von 6500 Quadratmeter Bruttogrundfläche gebaut werden. Das sind knapp 710 Euro pro Quadratmeter. Laut Immobilienpreisatlas kostet Baugrund in Währing jedoch knapp 1600 Euro, also mehr als das Doppelte.

49 Wohnungen wurden nun errichtet. Derzeit stehen sie zum Verkauf. Von 54 Quadratmeter großen Zwei-Zimmer-Wohnungen um 324.000 Euro bis zur Dachgeschoßwohnung mit 126 Quadratmetern um 829.000 Euro reicht das Angebot. Pro Quadratmeter sind das mehr als 6000 Euro. Bei einem Verkauf aller Wohnungen dürfte die "athome Immobilien" damit einen hohen einstelligen Millionengewinn machen.

Pikant: Die Firma gehört zu 82 Prozent der Gewerkschaft Bau Holz. Ihr Vorsitzender ist der SPÖ-Parlamentarier Josef Muchitsch. Die athome-Immobilien ist eine gewerbliche Tochter einer der größten Genossenschaften, der Gewog. Weil gemeinnützigen Bauträgern nicht erlaubt ist, größere Gewinne zu machen, wird gern der Umweg über die gewerblichen Tochterfirmen genommen - so auch hier.

Den Verkaufspreis des Grundstücks ermittelte einmal mehr der Gutachter Markus Reithofer. Er war es auch, der den Preis für den Verkauf der drei Pavillons eruierte. Zuvor erwarb er selbst ein mehrstöckiges Zinshaus auf dem Semmelweis-Areal - ebenfalls weit unter dem tatsächlichen Wert. Die "Wiener Zeitung" hat berichtet.

Grüne werden bei weiteren Verkäufen nicht zustimmen

Die rot-grüne Rathauskoalition hat den Verkaufssummen 2012 im Gemeinderat zugestimmt.

In der Magistratsabteilung 69 (Immobilienmanagement), die den Verkauf abwickelte, sieht man die Sache unproblematisch. Ein Bieterverfahren wäre nicht zielführend, der Preis marktüblich gewesen, wird MA 69-Chefin Marion Winkler im "Kurier" zitiert. Die MA 69 ist dem Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) unterstellt.

Neben der SPÖ haben auch die Grünen dafür gestimmt. Auch sie sagen, dass der Preis angemessen war. Dennoch würde man sich in Zukunft aber für Baurecht statt Verkauf einsetzen. Sollte die SPÖ die drei restlichen im Besitz der Stadt stehenden Pavillons auf dem Semmelweis-Areal verkaufen wollen, werden die Grünen nicht zustimmen.

Skandalös findet den billigen Verkaufspreis Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger: "Am Markt würde fast jeder Preis bezahlt werden, es gibt kaum eine bessere Lage." Und statt Sozialwohnungen würden am betreffenden Standort nun Luxuseinheiten entstehen, kritisierte sie.

Aufgrund der umstrittenen Semmelweis-Deals fordern die Neos neue Regelungen rund um Vergaben der öffentlichen Hand. Damit soll die "Freunderlwirtschaft" zwischen Stadt und Bauwesen abgestellt werden. Anfechtungen von Vergaben sollen erleichtert werden, forderte Neos-Mandatar Christoph Wiederkehr am Freitag.

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